Markus K.
Markus K.
aus 56424 Moschheim, Deutschland
imkert seit 2020

Die perfekte Organisation des Biens. Unsere kleinen Bienen zeigen uns, was man erreichen kann wenn alle gemeinsam auf das gleiche Ziel hinarbeiten. Man muss sich nur mal überlegen, welcher Kraftakt tagtäglich aufgebracht werden muss um für uns 1 Glas Honig zu füllen...???

Unterstützt von

Hallo! Ich bin Markus

Ich betreue 8 Bienenstöcke seit 2020.
Über mich

Was gefällt dir an der Imkerei? Was sind die größten Herausforderungen beim Imkern?

Imkern ist ein wunderbares und wahnsinnig vielfältiges Hobby. Neben der Pflege der Honigbienenpopulation, der Bestäuberleistung und der Ernte wertvoller Naturprodukte wie Honig, Pollen, Propolis und Wachs profitieren rund um die Völker auch diverse andere Lebewesen von den Bienen. An unserem Stand konnte beobachtet werden, dass neben den Bienen auch Vögel (Bienen dienen diesen als Futter) und Insekten (Ameisen, Käfer etc. welche den Totenfall verwertet haben) verstärkt sichtbar wurden. Allerdings bietet das Imker-Hobby neben den Bienen auch viele andere spannende Bereiche: technisches Monitoring / Forschung, Zucht, Holzarbeiten, Kerzenproduktion, Erzeugung von Pflegeprodukten... somit ist für jeden in der Familie was Spannendes dabei

Stell dich doch kurz vor! Wie bist du zur Imkerei gekommen? Seit wann imkerst du?

Auf Grund von Corona sind leider die Kurse 2020 ausgefallen - die Bienen begleitend zum Kurs waren allerdings bereits angeschafft. Meine Frau und Ich haben daher durch wahnsinnig viel Selbststudium (unzählige Bücher, Stunden in diversen Foren, Youtube Videos, diverse kostenpflichtige Online-Schulungen) sowie durch viel Einsatz unserer Patin die Imker-Basics erlernt. Jetzt in 2021 geht's weiter - man lernt ja nie aus. Begonnen hat alles im Sommer 2019 nach ein paar intensiven Gesprächen mit Arbeitskollegen & Hobby-Imkern... der Grundstein für das Imker-Hobby war gelegt. Mittlerweile steuern wir auf das Ende unseres ersten Bienen-Jahrs hin, die beiden übernommenen Wirtschaftsvölker haben neben dem ersten Honig auch drei starke Ableger geliefert. Gemeinsam mit einem spät eingefangenen Schwarm und nur einem Winterverlust können wir nun 5 starke und gesunde Wirtschaftsvölker aus unserem ersten "Bienen-Winter" auswintern und direkt in die Frühtracht 2021 durchstarten.

Interview

Wie hat sich deine Sicht auf die Natur geändert seit du ImkerIn bist?

Man wird definitiv aufmerksamer für Veränderungen in der Natur. Zu Beginn der Abenteuerreise "Imkerei" hatte ein Arbeitskollege mich bereits vorgewarnt: auf Einmal interessiert dich was blüht, Nektar und Pollenwerte, Temperaturkurven etc. - und ich hatte lächelnd meinen Teil dabei gedacht. Ein paar Monate später war's dann bei mir soweit: Beim Spaziergang schaut man nach den Obstbäumen, nach den Rapsfeldern, man beobachtet die Wettervorhersage um den idealen Zeitpunkt der Honigraumgaben zu bestimmen... und man nimmt bewusster war wie viele Kiesgärten zu sehen sind und wie wenig Blüten in den modernen, minimalistischen Gärten zu finden sind.

Kannst bzw. möchtest du von der Imkerei leben?

Nein - Imkerei bedeutet für uns Hobby, Leidenschaft - und kein Leistungsdruck. Wir möchten eine wesensgemäße Imkerei betreiben, mit Fokus auf dem Wohlergehen der Bienen und natürlich bedingt dadurch auch einem angemessenen Honigertrag. Wenn die Volkszahl zu hoch wird, kann man nicht mehr auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Völker eingehen - alles muss aus Effizienz-Sicht und wirtschaftlicher Sicht optimiert werden. --> Lieber weniger Völker, dafür sollen diese optimal versorgt werden und auf den Einsatz von Medikamenten uns sonstigen chemischen Mittelchen verzichtet werden. Die Folge daraus ist neben der wesensgemäßen Imkerei auch ein qualitativ sehr hochwertiger Honig mit vielen nützlichen Inhaltstoffen für den Genießer.

Es gibt die Sorge, dass die Honigbienen Wildbienen vertreiben. Wie siehst du das?

Gute & berechtigte Frage, die sehr kontrovers diskutiert wird. Hierzu muss man wissen, dass Honigbienen Blütenstet sind (fliegen immer die gleiche Blüte an) und erst ab höheren Temperaturen den Stock zum Sammeln verlassen. Die Natur ist von unzähligen verschiedenen Blühpflanzen, Gräsern und Honigtautrachten (z.B. durch Blattläuse) übersäht - somit ist genügend "Futter" sowohl für Wildbienen als auch Honigbienen da. Unsere Wildbienenhotels in unmittelbarem Umkreis zu den Bienenvölkern sind sehr gut besucht, es herrscht Harmonie am Stand (die Völker interessieren sich nicht für die Wildbienen) und im Garten und in den Wiesen findet man immer Blumen die mehr von Wildbienen oder mehr von Honigbienen beflogen werden. --> unserer Meinung nach ist das ein Phänomen vielleicht von Stadtimkern oder Imker in Regionen extensiver Landwirtschaft wo ggf. Wildbienen etwas verdrängt werden könnten. Allerdings führt das Imkern auch zu einem umweltbewusteren Lebensstiel was somit für die Gesamtökobilanz wieder zuträglich ist. Was unserer Meinung nach viel schlimmer ist, ist der moderne Steingarten bzw. der moderne, minimalistisch gestaltete Garten mit unkrautfreiem Gras, wenig bis keine Blühpflanzen - und insektenunfreundlichen Grundstückseinfriedungen (z.B. Gabionenwände, Zäune mit Kunststoffeinlage etc)

Wie viel sollte ein Kilo Honig deiner Meinung nach kosten?

12€ / Kilo, 6€ / 500g Glas. Wird hochwertiges Wachs im Idealfall aus eigenem Kreislauf verwendet, auf den Einsatz von Medikamenten soweit möglich verzichtet, hochwertige Königinnen selber gezogen oder regional bezogen und hochwertiges Futter für die Wintereinfütterung verwendet ist die Investition in "Verbrauchsartikel" nicht zu unterschätzen. Bei kleineren Imkereien (wie wir es sind) liegen die laufenden Kosten pro 500g Glas (Bienen, Abschreibung der Beute, Wachs, Rähmchen, Varroa-Behandlung, Wintereinfütterung, Glas, Etikett, Kurse / Schulungen / Zertifikate etc.) bei rund 3-4€ ohne die investierte Zeit zu berechnen. Werden jetzt noch Stundensätze, Stromkosten, Benzinkosten, Rücklagen für Volksverluste (Vandalismus, Spritzmittel, Diebstahl) etc. mit eingerechnet ist man bei Kosten jenseits der 6€ pro 500g Glas.

Gibt es ein Bienensterben oder nicht? Begründe bitte deine Meinung.

Ich denke ein großes Problem sind die pauschalisierte Aussagen zum Bienensterben - ohne Rücksicht auf die dedizierte Arten zu nehmen. Nach aktuellem Stand der Forschung muss grundsätzlich zwischen Wildbienen(-sterben) und dem Honigbienen(-sterben) unterschieden werden. Die aktuelle Honigbiene ist auf Grund der jahrelangen Haltung, der gezielten Zucht und der intensiven Betreuung durch uns Imker zu einem Nutztier geworden was ohne imkerliche Unterstützung (Varroa-Behandlung) nur sehr eingeschränkt wild überlebensfähig ist. Es gibt ein Bienenmonitoring zur Überwachung wildlebender Honigbienenpopulationen über mehrere Jahre - aber die meisten Schwärme die von Imkern abgehen und nicht eingefangen werden, sterben nach spätestens 1-2 Jahren auf Grund von Parasitenbefall, Krankheiten oder mangelhaften Behausungen. Bei Wildbienen sieht das anders aus: Wildbienen sind Solitärbienen die keine Staaten bilden. Sie leben einzeln, und sind abhängig von Blütenvielfalt und entsprechende Behausungen. Monokulturen, extensive Landwirtschaft, Einsatz von Spritzmittel teilweise sogar direkt auf die Blüten, Steingärten und moderne minimalistische Gärten mit geringsten Blühflächen und wenig "Unterkünften" sind somit sicherlich ein wesentlicher Einflussfaktor für das Wildbienensterben.

Was empfiehlst du ImkerInnen, die neu beginnen?

Imkern bedeutet nicht "nur" Naturschutz. Imkern bedeutet Leidenschaft, Passion - und letztendlich auch Arbeit. Solltest du also "nur" etwas Gutes für Natur & Umwelt tun möchten, investiere das Geld in einen insektenfreundlichen Garten, hochwertige Insektenhotels - und kaufe regionalen Honig vom Imker. Solltest du allerdings auch vom Bien fasziniert sein & hast du ebenfalls Lust auf ein wahnsinnig schönes, vielfältiges und spannendes Hobby, dann starte am Besten mit einem Imkerkurs. Denke immer daran: Bienenhaltung ist mehr als Bienen "easy" in eine Kiste stecken. Unsachgemäße Bienenhaltung bedeutet Verschleppung von Krankheiten, Verschleppung von Parasiten (Varroa-Milbe) - und somit auch eine direkte Schädigung von umliegenden Bienenvölkern. Also: Wenn Imkern - dann richtig!

Was denkst du über Hektar Nektar?

Ich finde das Engagement von Hektar Nektar vorbildlich. Gemäß aktuellen Statistiken (Statista) importiert Deutschland Jahr-für-Jahr ~80.000 Tonnen Honig - d.H. alleine der Honigbedarf (unabhängig von den weiteren Bienenprodukten und der Bestäuberleistung) in Deutschland kann mit der aktuellen Honigbienenpopulation nicht mal annähernd gedeckt werden. Somit ist jedes weitere Volk nicht nur gut für die Umwelt - sondern auch gut für die Gesundheit der Menschen und gut für die Wirtschaft.

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