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"Wer Gutes tut, darf auch darüber sprechen"

by Miriam von Hektar Nektar
Mittwoch, 23. Juni 2021, 00:00
Immobilienbranche und Nachhaltigkeit? Wie geht das zusammen?  Nikolaus Lovrek, Head of Marketing DACH von MyPlace Selfstorage, erklärt im Gespräch, wie ein Unternehmen, das im Immobiliensektor tätig ist - der ja nicht gerade für seine Klimafreundlichkeit bekannt ist - seine gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt und auf Nachhaltigkeitsmaßnahmen setzt und wie die aktuell 165 Mitarbeiter*innen in die CSR-Strategie eingebunden werden.


Welchen Stellenwert hat CSR und Nachhaltigkeit bei MyPlace?

Nikolaus Lovrek: Die CSR-Aktivitäten sind bei MyPlace fest mit dem Unternehmensleitbild verknüpft. Seit 2010 führen wir die Spendenaktion „Weihnachtsfreude weitergeben“ in Kooperation mit den lokalen Tafelorganisationen in allen Städten, in denen MyPlace vertreten ist, durch. Darüber hinaus stellt MyPlace den örtlichen Tafeln und zahlreichen anderen karitativen Vereinen und sozialen Institutionen das ganze Jahr über kostenfreie Lagerräume zur Verfügung.

Seit 2020 gibt es zusätzlich den MyPlace-Sozialfond, der jährlich Privatpersonen, Vereine oder auch kleine Unternehmen unterstützt. In den letzten Jahren ist auch immer mehr der Klimaschutz in den Fokus gerückt. Deutschlandweit verursacht alleine der Immobiliensektor rund 35 % des Energieverbrauchs und circa 30 % der CO2-Emissionen. Als Unternehmen, das zahlreiche Immobilien für seine Selfstorage-Lagerhäuser nutzt und sich seit Gründung um soziale Zwecke bemüht, ist für uns klar: Wir setzen uns für die Erreichung der von der EU gesetzten Klimaziele ein und senken unseren Energieverbrauch bzw. die CO2-Emissionen weiter.

"Aktuell produzieren wir 10 % unserer verbrauchten Energie selbst"

Welche konkreten Projekte verfolgt MyPlace in der Nachhaltigkeitsstrategie?

Lovrek: In den nächsten zehn Jahren werden wir neue und alte Standorte so nachhaltig wie nur möglich erschließen und ausbauen. Außerdem reduzieren wir jährlich den Energieverbrauch pro Standort und erhöhen gleichzeitig den Anteil an CO2-neutraler, selbst produzierter Energie. Aktuell produzieren wir rund 10 % unserer verbrauchten Energie selbst.

Kurz unsere Maßnahmen auf einem Blick: die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern von aktuell jedem fünften Standort, Begrünung von über 50 % der Dächer zur Unterstützung der innerstädtischen Biodiversität, sowie die Errichtung von Rückhaltebehältern für Regenwasser an einigen Standorten. Auch zukünftig möchten wir unsere ambitionierten Ziele vor allem durch umfangreiche Investitionen und Umbauten erreichen. In den nächsten 10 Jahren möchten wir rund 10 Mio. Euro in Modernisierungen, Aus- und Umbauten, sowie in weitere klar definierte Umweltprojekte investieren. 

Wie werden Mitarbeiter*innen in den Nachhaltigkeitsprozess eingebunden, wie werden sie dafür gewonnen und langfristig begeistert? 

Lovrek: Fast alle unsere Projekte im CSR- und Nachhaltigkeits-Bereich sind aus Vorschlägen unserer Mitarbeiter*innen entstanden. Deshalb ist das Engagement von Anfang an groß und alle sind am Erfolg interessiert.

Können Sie Beispiele dafür nennen?

Lovrek: Im Jahr 2020 haben wir uns auf Wunsch der Mitarbeiter*innen dazu entschlossen, einen Fonds mit insgesamt 30.000 Euro für ein zusätzliches Sozialprojekt zu schaffen. Aus diesem werden sehr konkrete soziale Projekte in möglichst vielen MyPlace-Regionen mit größtmöglicher Wirkung unterstützt.

Dazu wurde das gesamte MyPlace-Team in Deutschland, Österreich und der Schweiz persönlich aufgerufen, passende Projekte aus dem eigenen Umfeld (Bekanntenkreis, Fußball- oder Gesangsverein, Schule etc.) vorzuschlagen, aus denen die geeignetsten Projekte für eine direkte und unbürokratische Unterstützung gewählt wurden.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bzw. eine umfassende CSR-Strategie bei der Gewinnung von neuen Mitarbeiter*innen?

Lovrek: Natürlich ist es wichtig, dass unsere zahlreichen Projekte auch von den Mitarbeiter*innen  mitgetragen werden. Deshalb versuchen wir Personen zu gewinnen, die sich für soziale Themen interessieren und gesellschaftliche Weiterentwicklung unterstützen. Deshalb möchten wir, dass sich unsere zukünftigen Mitarbeiter*innen mit dem Unternehmen und Unternehmensleitbild identifizieren und sich auch in unseren Projekten wiederfinden.

Welche Rolle spielt HR in der Nachhaltigkeitsstrategie?

Lovrek: Mit unserem Leitbild geht auch ein nachhaltiges Personalmanagement einher: Wir wollen, dass unsere Mitarbeiter*innen langfristig gut und gerne bei uns arbeiten. Neben der Tatsache, dass wir immer versuchen, auf Wünsche aus der Belegschaft einzugehen, bieten wir auch Teilzeitmodelle für alle an und bilden intern weiter. Zudem sorgen wir für ein angenehmes und gesundes Arbeitsumfeld, durch die passende Ausstattung, wie zum Beispiel ergonomische Möbel. Dadurch wollen wir die Work-Life-Balance für unsere Mitarbeiter*innen verbessern und setzen den Fokus auf Personalentwicklung. Wir legen Wert darauf, unser Personal regional in den MyPlace-Städten aufzubauen und durch spezielle Maßnahmen, wie zum Beispiel für mehr Inklusion, als verantwortungsbewusster Arbeitgeber vor Ort wahrgenommen zu werden. Wir sehen unsere bunte Vielfalt an Mitarbeitenden als eine unserer Stärken an.

"Der Nachhaltigkeitsgedanke verfestigt sich immer mehr in der Gesellschaft"

Wie schätzen Sie eine nachhaltige Unternehmensstrategie im Zusammenhang mit Marketing für das eigene Unternehmen ein?

Lovrek: Schon heute - und vermutlich zukünftig noch mehr - müssen sich Unternehmen glaubhaft platzieren. Der Nachhaltigkeitsgedanke verfestigt sich immer mehr in der Gesellschaft: Unternehmen, die ihre Prozesse bereits nachhaltig ausgerichtet haben, werden zukünftig erfolgreicher sein als Unternehmen, die dieses Thema als nicht so wichtig erachten. Wer Gutes tut, kann auch glaubhaft darüber sprechen. Natürlich ehrlich und transparent.

Inwiefern ist das Business von MyPlace nachhaltig? Oder anders gefragt: Wie nachhaltig ist die Einlagerung von Gegenständen, für die man in den eigenen vier Wänden keinen Platz hat?

Lovrek: Bei MyPlace werden unter anderem Dinge eingelagert, die saisonal genutzt werden. Also zum Beispiel die Wintersportausrüstung oder Weihnachtsbeleuchtung, statt sich jede Saison etwas Neues zu kaufen. Auch lagern viele Eltern oder Großeltern die Spielsachen, Kleidung oder auch Möbel ihrer Kinder ein, die dann später weitergegeben werden. Dinge werden mehrmals genutzt, weitergegeben und nicht weggeworfen oder neu gekauft.

Mit Aktionen wie beispielsweise dem Tauschraum unterstützen wir diesen Gedanken. Dinge, die nicht mehr verwendet werden, aber noch funktionieren können dort gegen andere Gegenstände eingetauscht werden, die gerade besser gebraucht werden können.

Wir versuchen zudem unsere Standorte so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Dazu gehört auch, dass nur einzelne Gebäudeteile im Winter geheizt und im Sommer klimatisiert werden und die Beleuchtung der Lagerräume nur durch Bewegungsmelder erfolgt.

"50 % der Dächer unserer Standorte sind schon begrünt"


Wie ist MyPlace auf die Biene gekommen?

Lovrek: Wir denken viel darüber nach, wie wir nachhaltige Projekte unterstützen können, die zu uns passen. Wie können dafür wir z. B. unsere Häuser und Lagerabteile einsetzen? Hubert Spallart, einer unserer vier Geschäftsführer, ist dann auf einen Artikel zu HektarNektar und dem Projekt28 gestoßen und hat ihn zur Inspiration an mich weitergeleitet. Da aktuell etwa 50 % der Dächer unserer Standorte schon begrünt sind, waren die Bienen der nächste Schritt.

Und eine Frage zum Schluss: Welche Schritte/Maßnahmen empfehlen Sie anderen Unternehmen zur zielgenauen Nachhaltigkeitskommunikation?

Lovrek: Viele Unternehmer*innen haben Angst, dass ihr soziales Engagement von der Öffentlichkeit falsch verstanden und lediglich als „Blue- oder Greenwashing“-Maßnahme empfunden werden könnte. Darüber sollte man sich keine Sorgen machen. Solange die unterstützten Projekte zum Unternehmen passen und diese nicht umgesetzt werden, um etwas zu sein, was man nicht ist, ist alles in Ordnung. Wer Gutes tut, darf auch darüber sprechen.   


Das österreichische Unternehmen MyPlace Selfstorage  wurde 1999 gegründet und verfügt mittlerweile über 55 Standorte in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Auf insgesamt 255.000 Quadratmetern bietet das Unternehmen Einlagerungsräume für Privatpersonen wie für Gewerbetreibende. 

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