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Wer am lautesten schreit, setzt sich durch? – Warum komplexe Umweltthemen nicht isoliert betrachtet werden sollten

by Jola von Hektar Nektar
Donnerstag, 21. März 2024, 00:00
In den zahlreichen Debatten zu Umweltthemen dominiert die Klimakrise oft als das herausragendere Problem, während der Verlust an Biodiversität eine separate Angelegenheit zu sein scheint. Zweifelsohne konkurrieren beide Themen gegenwärtig mit anderen um Aufmerksamkeit und Ressourcen. Sie sind jedoch eng miteinander verbunden und sollten daher nicht isoliert betrachtet werden. 


Angesichts der zahlreichen Krisen, mit denen wir heute konfrontiert sind, sind viele Menschen langsam, aber sicher „übersättigt“ oder schlichtweg apathisch, wenn es darum geht, weitere Problemfelder anzugehen. So droht das Bewusstsein respektive die Bereitschaft, sich mit dieser „Zwillingskrise“ – bestehend aus Klimawandel und Biodiversitätsverlust – zu befassen, zu kippen. 

Balance in der Aufmerksamkeitsökonomie 
Wie bereits eine im April 2023 veröffentlichte Übersichtsstudie des Weltbiodiversitätsrats (IPBES), des Weltklimarats (IPCC) sowie des deutschen Alfred-Wegener-Institut (AWI) zeigt, sind die Klimakrise und der Verlust an biologischer Vielfalt zwei Seiten ein und derselben Medaille (1). Diesen Zusammenhang zu begreifen und klar zu benennen, kann schon sehr dabei helfen, den Blick auf das Wesentliche zu richten und einer potenziellen „Überforderung“ entgegenzuwirken. 

Wechselseitige Ursachen und Auswirkungen
Die Ursachen der Klimakrise, wie etwa der übermäßige Ausstoß von Treibhausgasen, die Entwaldung und der Einsatz fossiler Brennstoffe, sind auch Haupttreiber des Biodiversitätsverlustes. Gleichzeitig trägt der Verlust an Biodiversität zur Verschärfung der Klimakrise bei, indem er die Fähigkeit der Ökosysteme beeinträchtigt, Kohlenstoff zu speichern und das Klima zu regulieren.

Abhängigkeit von intakten Ökosystemen
Gesunde Ökosysteme spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Klimas und der Anpassung an den Klimawandel. Die Vielfalt der Arten innerhalb eines Ökosystems verbessert seine Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen und ermöglicht es ihm, sich an sich ändernde Bedingungen anzupassen. Der Verlust an Biodiversität schwächt jedoch diese Fähigkeit und macht Ökosysteme anfälliger für die Auswirkungen des Klimawandels. Im März 2024 wurden gleich zwei Studien veröffentlicht, die beispielsweise aufzeigen, dass eine größere Artenvielfalt es Wäldern ermöglicht, die Auswirkungen der Klimaerwärmung besser zu bewältigen (2,3). 

Menschliches Wohlergehen
Sowohl die Klimakrise als auch der Biodiversitätsverlust haben direkte Auswirkungen auf das menschliche Wohlergehen. Der Klimawandel führt zu extremeren Wetterereignissen, steigendem Meeresspiegel und veränderten Niederschlagsmustern, was zu Ernteausfällen, Wasserknappheit und zunehmenden Naturkatastrophen führt. Der Verlust an Biodiversität beeinträchtigt die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln, sauberem Wasser und natürlichen Ressourcen, was unsere Lebensgrundlagen bedroht.

Synergien in den Lösungen
Die Bewältigung von Klimakrise und Biodiversitätsverlust erfordert ähnliche Lösungsansätze, die sich gegenseitig verstärken können. Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen, wie der Übergang zu erneuerbaren Energien und die Förderung nachhaltiger Landnutzung, tragen nicht nur zur Bekämpfung des Klimawandels bei, sondern können auch den Verlust an Biodiversität verringern und Ökosysteme wiederherstellen. Umgekehrt können Maßnahmen zum Schutz und zur Wiederherstellung von Ökosystemen dazu beitragen, die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern, indem sie beispielsweise Kohlenstoff binden und lokale Anpassungsstrategien unterstützen.

In Anbetracht dieser untrennbaren Verbindung ist es unerlässlich, dass wir die Klimakrise und den Biodiversitätsverlust als gemeinsame Herausforderung betrachten und integrierte Lösungen entwickeln, die beide Seiten der Medaille adressieren. Dies erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise, die sowohl ökologische als auch sozioökonomische Aspekte berücksichtigt und die Zusammenarbeit auf globaler, nationaler und lokaler Ebene umfasst. Letztendlich können wir nur durch ein koordiniertes Handeln die dringend benötigten Fortschritte erzielen, um unseren Planeten und alle seine Bewohner*innen zu schützen.

Quellen: 

Bildmaterial © Pixabay

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