Honey oder Ho-nay? Die Misere mit importiertem Honig
In den letzten Jahren hat die globale Honigproduktion stark zugenommen. Ein erheblicher Anteil der Importe stammt aus Ländern wie China und der Ukraine. Neben den USA und dem Vereinigten Königreich zählt Deutschland zu den führenden Importländern (1). Dass dies für heimische Imker*innen aufgrund des Preisdrucks ruinös ist, liegt auf der Hand. Dass damit aber auch die biologische Vielfalt in Gefahr gerät, wird bei genauerer Betrachtung sichtbar.
Jene Länder, die ihren Honig in die EU exportieren, können ihn zu sehr niedrigen Preisen anbieten, oft weit unter den Produktionskosten europäischer Imker*innen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Geringere Lohnkosten, Subventionen und weniger strenge Umwelt- und Qualitätsstandards spielen hier eine wesentliche Rolle.
Das Problem
Oftmals handelt es sich dabei um gestreckten Honig, der mit Zucker- oder Sirupzusätzen vermischt wird, um die Produktionsmenge zu erhöhen und die Kosten zu senken. So wurde im Frühjahr 2023 bekannt, dass fast die Hälfte des in die EU importierten Honigs unter dem Verdacht steht, mit Zuckersirup gepantscht worden zu sein (2). Dies ist zwar strengstens verboten, aber bei Routine-Kontrollen nur schwer nachzuweisen. Grundsätzlich gesundheitsschädlich sind diese Sirupe nicht, allerdings kann nicht zur Gänze ausgeschlossen werden, dass sich auch Rückstände von Pestiziden und anderen Chemikalien in diesen „Honigen“ wiederfinden. Dass dieser obendrein auch noch zu Dumpingpreisen importiert wird und damit die heimische Imkerei unter finanziellen Druck setzt, kommt erschwerend hinzu.
Die Folgen
Viele können mit den niedrigen Preisen der Importware nicht mithalten und stehen vor finanziellen Schwierigkeiten. Die Kosten für eine nachhaltige und artgerechte Bienenhaltung, für die Pflege der Bienenstöcke und die Produktion von hochwertigem Honig sind hoch. Laut dem deutschen „Neuen Imkerbund e.V.“ sind importierte Honige schon für unter 3 Euro für 500 Gramm Honig erhältlich, was bei echtem Imkerhonig schier unmöglich wäre – dieser müsste nämlich bei mindestens 12 Euro für 500 Gramm liegen (3). Wenn der Markt von billigem, gestrecktem Honig überschwemmt wird, können viele kleine und mittelgroße Imkereien ihre Betriebskosten nicht mehr decken und müssen aufgeben. Entsprechende Meldungen erreichen Hektar Nektar regelmäßig.
Der Worst Case
Wenn nun aber immer mehr Imker*innen aus finanziellen Gründen aufgeben müssen, verschwindet bald auch die Honigbiene – mit fatalen Folgen. Denn die Honigbiene spielt eine entscheidende Rolle für den Erhalt der Biodiversität und das Funktionieren von Ökosystemen. Ihr Rückgang oder ihre Störung hätte weitreichende Auswirkungen auf die Natur und den Menschen. Die Bestäubung von Pflanzen ist ein wichtiger Teil vieler Nahrungsketten. Viele Tiere, von Insekten bis hin zu Vögeln und Säugetieren, sind direkt oder indirekt von den Früchten, Samen und Nüssen abhängig, die durch die Bestäubung entstehen. Wenn die Bestäubung durch Bienen abnimmt, könnte dies zu einem Rückgang der Nahrungsressourcen für viele Arten führen. Dass wir dann auch auf einen großen Teil unserer Nahrungsmittel verzichten müssten, liegt auf der Hand.
Die Lösung
Ein möglicher Ausweg aus dieser Misere liegt in der Betonung von Qualität und Transparenz. Verbraucher*innen sollten besser informiert und sensibilisiert werden, um die Unterschiede zwischen echtem, hochwertigem Honig und billigem (gestrecktem) Honig zu erkennen. Regionale und biologische Siegel können dabei helfen, die Wertschätzung für lokal produzierten Honig zu steigern. Mit der kürzlich vom Europäischen Rat verabschiedeten Kennzeichnungspflicht von Honig wurde ein wichtiger Schritt für ein bewusstes Konsumverhalten gesetzt. Demnach müssen auf dem Etikett künftig die Herkunftsländer in abnehmender Reihenfolge ihres Gewichts aufgeführt werden, wobei der jeweilige Prozentsatz für jedes Land angegeben ist (4). Durch die neue Verordnung kann nicht nur die Qualitätssicherung verbessert werden, sie ermöglicht heimischen Imker*innen auch einen fairen Wettbewerb und uns allen den Erhalt der biologischen Vielfalt.
Quellen:
Bildmaterial: © pixabay
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