Rüdiger G. B.
Rüdiger G. B.
aus 48249 Dülmen, Deutschland
imkert seit 2020

Die Zusammenarbeit der Bienen untereinander als ein Organismus. Obwohl scheinbar ständig Hektik am Flugloch zu herrschen scheint, eine fast unablässige Rush-hour, beruhigt diese Hektik den Beobachter.

Hallo! Ich bin Rüdiger

Ich betreue 1 Bienenstock seit 2020.
Über mich

Was gefällt dir an der Imkerei? Was sind die größten Herausforderungen beim Imkern?

Aus Neugierde über den Organismus Bienenstock, und das gelungene Zusammenspiel einzelner Individuen für ein großes, gemeinsames Ziel.

Stell dich doch kurz vor! Wie bist du zur Imkerei gekommen? Seit wann imkerst du?

Mitglied im Imkerverein Dülmen unter Anleitung eines Patens und viel Selbstudium Ich habe früher als Fachjournalist für die Lebensmittelherstellung, -vermarktung und -verarbeitung gearbeitet. Jetzt als Rentner möchte ich in das Detail "Honig" einsteigen

Interview

Welche ist die größte Herausforderung für ImkerInnen?

Die Bedürfnisse eines Volkes zu erkennen.

Was lernen ImkerInnen genau?

Die Verkettung einzelner Pflanzen und Tiere in einem komplexen Öko-System.

Wie hat sich deine Sicht auf die Natur geändert seit du ImkerIn bist?

Recht wenig mit Ausnahme von Details über Hautflüglern, da berufsmäßig bereits Jahrzehnte zuvor mit dem Thema beruflich befasst.

Wie nutzt du Vereine und wie ist der Zusammenhalt?

Der Dülmener Imkerverein bringt mir sehr viel Detailwissen und ist Rückhalt bei Problemen.

Was kostet der Start in die Imkerei und was der laufende Betrieb?

Je nach Ausstattung zwischen 400 € für die erste Beute mit Volk incl. Grund-Arbeitsmaterialien wie Smoker, Eisen, Besen, Schutzbekleidung, Eimer, Gläser u. dergl. Beim Kauf einer Schleuder, handbetrieben oder elektrisch (160 € - 400 €), einer zweiten Beute für den Ableger im zweiten Jahr mit Rähmchen, Absperrgitter, Blechdach 150 € - 200 €. Ich plane noch einen nicht mehr genutzten Duschraum im Keller als Schleuderraum her zu richten, d. h. er muss noch gefliest und ein Wasserablauf in den Fußboden gestemmt werden. Kostenpunkt ca. 1.000 €, um somit alle Hygienestandards für Lebensmittel zu erfüllen. Nicht zu unterschätzen sind die Teilnahmen an Fachkursen und die Fachliteratur. Die laufenden Kosten kalkuliere ich nur mit dem Winterfutter, Varroa-Behandlung und natürlichem Verschleiß von Arbeitsmaterialien, ca. 100 - 150 €.

Kannst bzw. möchtest du von der Imkerei leben?

Wäre ich noch 20 oder 30 Jahre jünger, könnte ich es mir vorstellen. Aber ein professioneller Einstieg muss gut überlegt sein, denn der Honig muss auch verkauft werden, und dies kann ein sehr hoher Zeitaufwand auf Wochen- oder Eventmärkten bedeuten - allein Kaufunlust bei Regenwetter! Als Alleinunterhalter ohne eine Partnerin oder Eltern im Hintergrund halte ich es für sehr schwierig. Aus Altersgründen möchte ich nicht von der Imkerei leben - brauche es derzeit auch aus finanziellen Gründen nicht.

Es gibt die Sorge, dass die Honigbienen Wildbienen vertreiben. Wie siehst du das?

Ich habe direkt neben meinem Bienenvolk einen drei Meter hohen Holzstamm als Insektenhotel aufgestellt. Die Bedürfnisse der Wildbienen sind vollständig anders als die der "Weicheier" Honigbiene. Ich versuche durch gezielte Aussaat von Wildblumen allen Bienen gerecht zu werden.

Ältere ImkerInnen sollen angeblich ungern ihr Wissen teilen. Was denkst du darüber?

Es liegt wohl am Charakter eines Imkers und dessen "Lehrling". Wenn man sich menschlich versteht, gibt man gerne sein Wissen weiter, fühlt man sich ausgenutzt und hat das Gefühl, einen Konkurrenten stark zu machen, wird es schwieriger. Es menschelt halt, wie in allen Berufen.

Sind Bienen das anstrengendste oder betreuungsintensivste Haustier?

Keineswegs intensiv. Wer einen Hund hat, zwei- bis dreimal täglich Gassi geht, bei jedem Urlaub sich überlegen muss, wo die Katze untergebracht werden kann oder die Tierarztrechnung für Zwergkaninchen kennt, wird sich über Bienen freuen. Allerdings lassen sich Bienen schlechter streicheln.

Die Anzahl der ImkerInnen steigt. Die Anzahl der Bienenvölker nicht. Was ist deiner Meinung nach der Grund?

Mit Corona ist uns exponentielles Wachstum wieder geläufig. Die Bienenvölker sich im günstigsten Fall alljährlich verdoppeln, hat man bereits im 6. Imkerjahr 32 Völker zu betreuen. Das ist dann Arbeit, hat nichts mehr mit Hobby und Freizeit zu tun. Man wird also lieber Ableger an Neueinsteiger verkaufen, die ebenfalls die Gefahr schnell erkennen. Der Trend zu einer überschaubaren Anzahl von Völkern und damit auch einem überschaubaren Absatzmarkt von Honig wird sich fortsetzen. Allerdings wird sich die Stadtimkerei verstärken, da in den landwirtschaftlichen Gebieten die Bienen verhungern. Die größte Artenvielfalt an Insekten konnte bereits von 30 Jahren auf Friedhöfen festgestellt werden und eine Imkerei am Rand eines Friedhofes wird die höchsten Honigmengen ernten.

Was unterscheidet die neue Imkergeneration von der alten?

Das vermag ich eigentlich nicht zu beurteilen. Aber ich denke, wenn insbesondere die junge Generation bereits in der Schule in Arbeitsgruppen angelernt wird, ist das wissenschaftliche Wissen und der Drang in die Tiefe zu gehen, stärker ausgeprägt. Diese Einführung ist die Botanik und Biologie ist anregender als zu meiner Zeit, als Vögel und Säugetiere an Hand von Skeletten im Biologie-Unterricht erklärt wurden, obwohl die Artenvielfalt und die Zahl jeder Art damals noch größer war.

Wie viel sollte ein Kilo Honig deiner Meinung nach kosten?

Ich halte 12 - 15 Euro je nach Sorte für angebracht. Ein Berufsimker muss gut davon leben können. Die Wertschöpfung durch die Bienen für die Natur sollte in den Preis einfließen. Ein Stundenlohn für einen Handwerker um die 50 € wird knurrend, aber gezwungenermaßen hingenommen. Bei der Landwirtschaft bewegt man sich im günstigsten Fall knapp über dem Mindestlohn. Vorsicht! - jeder Vergleich hinkt, der Handwerker hat andere Sozialabgaben als die Landwirtschaft, obwohl der Arztbesuch bei beiden gleich berechnet wird.

Gibt es ein Bienensterben oder nicht? Begründe bitte deine Meinung.

Dies zu beurteilen, bin ich nicht kompetent genug. Unstrittig gibt es ein Insektensterben, was ich selbst in den zurückliegenden Jahrzehnten erfahren habe. Es sollte auf die Kommunen Einfluss genommen werden, durch die Aussaat von Wildblumen auf Verkehrsinseln oder anderen wirtschaftlich nicht nutzbaren Flächen ein größeres Nahrungsangebot für Insekten allgemein zu schaffen. Ebenfalls wünsche ich mir mehr Druck auf die Landwirtschaftsministerien die Ackerblühstreifen mit einer Mindestbreite von vier Metern festzulegen. Durchaus mit Entschädigung für die Landwirte, denn nicht Maisfelder bis zur Trasse schaffen eine abwechslungsreiche Landschaft für den städtischen Ausflügler, sondern "blühende" Landschaften schaffen eine Kulturlandschaft zum Nutzen auch der Bienen.

Ist der/die ImkerIn der größte Feind der Bienen?

Mein größter Feind für meine Bienen war in diesem Jahr (2020) ein Wespenvolk, das alle Immen und die Brut tötete und als Lebendfutter im eigenen Stock verfütterte und weil 20.000 Bienen zu töten auch Schwerstarbei ist, den Honig als Kraftfutter "geräubert" hat. Anfängerpech, sagte mein Pate und da es mein erstes Volk als Imker-Neuling war, heißt es im nächsten Jahr wieder von vorne zu beginnen. Heute sind Imker und Bienen eine Symbiose eingegangen. Die heute gezüchteten Bienen wären ohne Imker nicht über lebensfähig, allein hohle Baumstämme als Beutenersatz sucht man bei der heutigen Forstwirtschaft vergebens. Man kann eher von Zweckpartnerschaft sprechen, wobei der Imker dem Bienenvolk durch Pflege hilft zu überleben, dafür als Lohn den Honig entnimmt und Zucker anbietet. Ob es ein korrektes oder gar gerechtes Geschäft ist, wer den größeren Vorteil und Nutze hat, müssen andere entscheiden.

Frage 3 ImkerInnen, bekomme 4 Antworten. Wieso ist das so in der Imkerei?

Das ist in jeder Branche so. Wissen und Wissenschaft ist keine Konstante. Löst man eine Frage, macht also eine Tür auf, steht man vor zwei weiteren verschlossenen Türen. Das ist aber auch gut so, denn wer vier Antworten auf drei Fragen hat, stellt zumindest eine Antwort wieder in Frage - und das nennt sich dann geistiger Fortschritt.

Wie sieht sinnvoller Bienenschutz aus?

Beispielsweise keine gefüllten Blumen im Garten anzupflanzen, sondern auf die ungefüllte, ursprüngliche Art zurückgreifen.

Was empfiehlst du ImkerInnen, die neu beginnen?

Sich einem Verein anzuschließen, um durch die erfahrenen Imker*innen Rat zu erhalten.

Was denkst du über Hektar Nektar?

Ich denke, jede Art von Crowd-Funding in und für die Natur ist sinnvoll und notwendig.

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