Nicht immer läuft alles nach Plan
Eine gute Woche nach Ankunft der Bienen ist es Zeit zu kontrollieren, ob die neuen Damen sich gut eingelebt haben. Also rein ins Imkeroutfit, Rauch an und reingucken. Also fast... Erst mal beobachte ich den Betrieb an den Fluglöchern für eine erste Einschätzung. Geflogen wird überall und teilweise sehe ich Polleneintrag, der auf neue Brut schließen lässt, das ist schon mal gut. Auch wenn der Flugbetrieb definitiv (noch) nicht mit dem der Wirtschaftsvölker (also Völker, die stark genug sind, dass auch eine Honigernte für den Imker abfällt) mithalten kann. Bei einer Beute ist das Gefliege allerdings besonders übersichtlich - Gedankennotiz: nachher Ursachenforschung. So, jetzt wird aber wirklich in die Völker geschaut. In drei Beuten sieht es aus wie gewünscht: die Bienen sitzen entspannt auf den Waben, ich kann der Königin mit der gelben Markierung für 2022 kurz „Gurten Tag“ sagen und frisch gelegte Stifte (Eier) und Jungebrut bewundern. Alles gut. Ich will nicht lange stören, entferne noch die Zusetzkätige und mache die Beuten wieder zu.
In der Behausung mit auffällig wenig Flugverkehr werde ich von unruhig umherrennenden Bienen begrüßt. Mist, kein gutes Zeichen. Stifte oder Brut sehe ich auch keine... Bei der Wabe mit Zusetzkäfig angekommen, löst sich des Problem. Die „Tür" war nicht weit genug geöffnet - zwar konnten Arbeiterinnen rein und raus, aber die größere Königin sitzt noch fest. Hmpf... Imkerfehler. Also geleiten wir Ihre Majestät ins Volk und hoffen auf ein gutes Einleben.
Im Letzen der fünf Völker zeigt sich ein ähnliches Bild, nur findet sich hier leider nirgends die Königin. Statt dessen Nachschaffungszellen auf der Brutfläche, das sind Weiselzellen, die im Falle von Königinnenverlust aus schon vorhandener Brut gezogen werden. Je jünger die Brut ist, die dafür genutzt wird, desto besser wird später die Nachschaffungskönigin. Denn die Ausbildung der königlichen Merkmale hängt davon ab, wie ausgiebig die zukünftige Monarchin in der Kinderstube mit Gelée Royale
gefüttert wurde.
So weit ich mich erinnern kann, hatte dieses Volk bei Ankunft kein superjunge Brut, also keine guten Vorraussetzungen für das Vorhaben. Deshalb entscheide ich mich, die vorhandenen Nachschaffungszellen auszubrechen und hänge eine Wabe mit ganz junger Brut aus einem anderen Volk zu. Ab jetzt ist wieder Geduld gefragt. Wenn alles gut geht, schlüpft in 10 Tagen eine neue Prinzessin. Bis diese allerdings begattet ist und auch Eier legt, können ab jetzt bis zu fünf Wochen ins Land gehen. Also abwarten, Tee trinken und Daumen drücken, dass alles glatt geht.