Nicht immer läuft alles nach Plan

Jun 2022

Eine gute Woche nach Ankunft der Bienen ist es Zeit zu kontrollieren, ob die neuen Damen sich gut eingelebt haben. Also rein ins Imkeroutfit, Rauch an und reingucken. Also fast... Erst mal beobachte ich den Betrieb an den Fluglöchern für eine erste Einschätzung. Geflogen wird überall und teilweise sehe ich Polleneintrag, der auf neue Brut schließen lässt, das ist schon mal gut. Auch wenn der Flugbetrieb definitiv (noch) nicht mit dem der Wirtschaftsvölker (also Völker, die stark genug sind, dass auch eine Honigernte für den Imker abfällt) mithalten kann. Bei einer Beute ist das Gefliege allerdings besonders übersichtlich - Gedankennotiz: nachher Ursachenforschung. So, jetzt wird aber wirklich in die Völker geschaut. In drei Beuten sieht es aus wie gewünscht: die Bienen sitzen entspannt auf den Waben, ich kann der Königin mit der gelben Markierung für 2022 kurz „Gurten Tag“ sagen und frisch gelegte Stifte (Eier) und Jungebrut bewundern. Alles gut. Ich will nicht lange stören, entferne noch die Zusetzkätige und mache die Beuten wieder zu.
In der Behausung mit auffällig wenig Flugverkehr werde ich von unruhig umherrennenden Bienen begrüßt. Mist, kein gutes Zeichen. Stifte oder Brut sehe ich auch keine... Bei der Wabe mit Zusetzkäfig angekommen, löst sich des Problem. Die „Tür" war nicht weit genug geöffnet - zwar konnten Arbeiterinnen rein und raus, aber die größere Königin sitzt noch fest. Hmpf... Imkerfehler. Also geleiten wir Ihre Majestät ins Volk und hoffen auf ein gutes Einleben.
Im Letzen der fünf Völker zeigt sich ein ähnliches Bild, nur findet sich hier leider nirgends die Königin. Statt dessen Nachschaffungszellen auf der Brutfläche, das sind Weiselzellen, die im Falle von Königinnenverlust aus schon vorhandener Brut gezogen werden. Je jünger die Brut ist, die dafür genutzt wird, desto besser wird später die Nachschaffungskönigin. Denn die Ausbildung der königlichen Merkmale hängt davon ab, wie ausgiebig die zukünftige Monarchin in der Kinderstube mit Gelée Royale
gefüttert wurde.
So weit ich mich erinnern kann, hatte dieses Volk bei Ankunft kein superjunge Brut, also keine guten Vorraussetzungen für das Vorhaben. Deshalb entscheide ich mich, die vorhandenen Nachschaffungszellen auszubrechen und hänge eine Wabe mit ganz junger Brut aus einem anderen Volk zu. Ab jetzt ist wieder Geduld gefragt. Wenn alles gut geht, schlüpft in 10 Tagen eine neue Prinzessin. Bis diese allerdings begattet ist und auch Eier legt, können ab jetzt bis zu fünf Wochen ins Land gehen. Also abwarten, Tee trinken und Daumen drücken, dass alles glatt geht.

Lea Exl
aus Detmold
Unterstützt von

Das könnte dich auch interessieren

Dez 2023

Wasser in allen Aggregatzuständen

… oder nichts ist so beständig wie die stetige Lageänderung. Manchmal bin ich wirklich froh, dass ich gefühlt schon mein Leben lang durch diverse Hobbies und meinen Job trainiere, spontan Plane zu ändern. Eigentlich wollte ich im Dezember einen Teil unserer Werkstatt ausräumen, für den Ausbau zum Honigschleuderraum vorbereiten und euch dabei mitnehmen. Gewisse imkerliche Arbeiten wie Honig schleudern, rühren und abfüllen sollen in einem sauberen, staub- und tierfreien Raum stattfinden. Nachvollziehbarerweise, denn niemand findet am Ende gerne Fusel, Fliegen oder Katzenhaare in seinem Honig. Da diese Anforderungen bei uns aktuell nur mit viel Aufwand umsetzbar sind und auch das Auslagern der Arbeiten in die Räumlichkeiten von Imkerfreunden keine Dauerlösung ist, soll also der Ausbau her. Aber das Leben im Dezember hatte andere Pläne und so räumten wir nicht die Werkstatt, sondern zwei Keller-/Lagerräume aus, bauten draußen Stege in der Einfahrt und stellten drinnen Pumpen, legten Schläuche und pumpten Wasser, dass uns Dank Dauer(stark)regen über Tage in die tiefer gelegenen Räume drückte. So beschränkten sich also die imkerlichen Tätigkeiten im Dezember zwischen Schnee, Eis und Wasser und dem Wasserdampf über den Tassen auf Abwarten und Tee trinken. Natürlich mit Honig. Zum Glück war nicht mal eine Varroabehandlung nötig, da diese im Spätsommer wohl effektiv genug war. PS: Da aus persönlichen Gründen die Imkerei für die nächsten zwei, drei Jahre zurückstecken muss, verabschiede ich mich hier (vorerst?) mit einem herzlichen Dankeschön an meinen bisherigen Sponsor Billbee! Es war mir ein Vergnügen :)
Erfahre mehr
Nov 2023

Pause im Winterwunderland

Da hat der November dieses Jahr doch tatsächlich gen Ende Schnee und so richtig Frost mitgebracht. Nicht nur, dass die Natur im weißen Winterkleid gleich viel heller und einladender aussieht. Aus imkerlicher Sicht freut mich diese Frostperiode besonders, weil sie den Bienen signalisiert, dass es Zeit ist, eine Brutpause einzulegen. Bienen, die nicht brüten, verbrauchen weniger Vorräte, da sie die Wintertraube nur noch auf Zimmertemperatur (20°C) und nicht auf Körpertemperatur (37°C) heizen müssen. Die Lebenserwartung der Bienen steigt, weil sie sich nicht bei der Brutpflege verausgaben müssen und die Vermehrung der Varroamilbe wird gestoppt. Zudem ist eine Restentmilbung im Winter, falls nötig, nur bei Brutfreiheit wirklich effektiv. Von daher freue ich mich sehr über einen ausgiebigen Besuch von Väterchen Frost. Auch wenn ich so öfter mal ein Flugloch freilegen und die Mäusegitter doppelt sorgfältig kontrollieren muss.
Erfahre mehr
Wir benützen Cookies um die Benutzerfreundlichkeit der Webseite zu erhöhen. Wenn du auf „Ich akzeptiere“ klickst, nehmen wir an, dass dir das recht ist. Du kannst natürlich später deine Cookie-Einstellungen jederzeit wieder ändern.