Sep 2024
Die Tochter meiner Mutter
Meine Mutter und ich sind beste Freundinnen - seit ich 450km weit weg gezogen bin. Sie lebt in der verrücktesten und quirligsten aller deutschen Städte, Berlin, ich bin vor über 15 Jahren im schönen Frankenland gelandet. Hier stehen auch meine 4 Bienenvölker, zwei (von hektarnektar und Sirius facilities gesponsorte) auf einer verträumten Streuobstwiese mitten im Nirgendwo und zwei in einem wunderschönen, weitläufigen Privatgarten. In Berlin quasi undenkbar. Dennoch, irgendwie hat sich im Sommer 2022 ein Bienenschwarm in die Hausverkleidung meiner Eltern eingenistet. Warum sie genau diesen Platz auswählten? Wer weiß das schon, Bienenentscheidungen sind oft nicht nachvollziehbar. Meine Mutter war ganz verzückt und verstand plötzlich, warum ich, wenn ich den Kopf ausschalten muss, zu den Bienen fahre. Einfach neben der Beute zu sitzen und den fleißigen Mädels beim Ein- und Ausfliegen zuzuschauen, lässt mich schnell jeden Alltagsstress vergessen. Leider überlebten die wagemutigen Bienen meiner Mutter den Winter nicht. Wie auch, sich zu einer wärmenden Traube zusammen zu kuscheln unter dem schmalen Spalt zwischen Wandverkleidung und Wand, muss ein unmögliches Unterfangen gewesen sein. Das ist übrigens der Grund, warum es heißt, dass Honigbienen in unserer modernen Gesellschaft ohne Imker nicht überlebensfähig sind. Ein Imker kümmert sich um seine Bienen, und wenn die Mädels im Sommer beschließen, ausziehen zu wollen, sorgt er durch ihm geeignet vorkommende Maßnahmen vor. Damit sie eben nicht eine völlig ungeeignete neue Behausung auswählen und nach kurzer Zeit verenden.
Im nächsten Sommer schwirrten an der selben Hauswand wieder geflügelte Wesen durch die Luft, diesmal waren es Wespen, die sich im Rollokasten des Fensters häuslich niedergelassen hatten. Anstatt die friedlichen Bienen beobachten zu können, ärgerte sich meine Mutter also dieses Jahr mit sich ständig in die Wohnung verirrten Wespen rum. Was im Umkehrschluss noch mehr ihr Interesse an den Bienen stärkte und so fing sie an, sich mehr und mehr auch mit den Bienenprodukten und deren Können für den menschlichen Körper zu befassen. Und so kam es letzten Monat zur folgenden Situation zwischen uns: Ich rief sie an, einfach um Hallo zu sagen. Ein paar Tage zuvor jedoch hatte ich mich bei meinem Sohn angesteckt, den ein ordentlicher Husten quälte. Meine Mutter hörte das natürlich sofort und fing wie gewohnt an, mir ihre (mir seit über 40 Jahren bekannten) Heilmittel aufzuzählen: "Kind, mach dir einen Schal um und trink Tee und inhaliere und mach dir ne heiße Wanne..." "Ja, Mama, weiß ich alles." "Ich ess übrigens jeden Tag einen Löffel von deinem Honig!" Ich horchte auf. Sollte sie etwa mal einen meiner Tipps umgesetzt haben? "Ich hab da einen Artikel gelesen, den schick ich dir mal." Achso, ja klar, die Geschichte vom Propheten im eigenen Land. Nagut, aber neugierig war ich schon, was sie da über Honig gelesen hatte. Also ließ ich mir ihren Artikel aufs Handy schicken. Da stand was von der Heilkraft von Manuka-Honig. Dieser australische Honig, den Bienen aus den Blüten des Teebaumes sammeln, soll legendär sein und sogar gegen Krebs wirksam. Auf einer Apitherapie Versammlung des DAB hatte ich bereits davon gehört, angeblich soll ein Krebspatient, der an die Kraft des Honigs glaubte, sich allein mit Manukahonig geheilt haben. Er hat aber dafür pro Monat viele hundert Euro ausgegeben. Doch sogar unsere moderne Wissenschaft hat die Heilkraft der Bienenprodukte bestätigt, so gibt es mittlerweile zahlreiche Artikel über die Wirksamkeit von Honig bei Brustkrebs. Aber auch unser regionaler Honig ist wertvoll und heilsam, wer kennt nicht die legendäre Milch mit Honig bei Halsschmerzen. Und die Stocklufttherapie ist hilfreich bei Atemwegsproblemen bis hin zum klassischen Heuschnupfen. Ein Therapeut berichtete von seinen Erfolgen in 6 Sitzungen, nach denen er seine Patienten als geheilt entlassen konnte. Und in Rumänien, dem Geburtsland meines "Apitherapie-Vaters" Dr. Stefan Stangaciu gibt es Einrichtungen, die ausschließlich mit Bienenprodukten über 500 Krankheiten behandeln. Als ich mit der Bienenhaltung anfing, war das mein erklärtes Ziel, einmal mit der Apitherapie Menschen eine wirkliche Alternative zur klassischen Schulmedizin bieten zu können, die den Körper nicht mit Nebenwirkungen belastet, völlig natürlich ist und eine durchschlagende Wirkkraft besitzt. An meinem Traum arbeite ich weiterhin, doch kamen seit dem Beginn der Bienenhaltung und jetzt zwei Söhne dazwischen, und das, obwohl ich offiziell gar nicht schwanger werden kann. Ob das auch an meinem guten Honig liegt? Wer weiß...
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