Zeit fürs Füttern
Wir Imker bedienen uns am Honig unserer Bienen. Diese Tatsache hat natürlich Folgen, denn die Bienen produzieren ihren Honig nicht einfach nur aus Spaß an der Arbeit und um uns Menschen einen Gefallen zu tun. Bienen sammeln Nektar und produzieren daraus Honig um ihn als Futter für sich selbst zu speichern. Gespeichert wird er für den laufenden Bedarf und für den Winter. Wenn dann aber der Imker kommt und ihnen nach der letzten großen Tracht, also der letzten nektarreichen Blüte, die es in großer Menge gibt, den Honig entnimmt sind die Bienen selbst nicht in der Lage sich einen ausreichenden Wintervorrat anzulegen. Deshalb ist der Imker dann in der Pflicht seinen Bienen ein alternatives Nahrungsangebot zu unterbreiten, um ihre Vorräte aufzufüllen. Hier eignen sich verschiedene Siruparten: klassischer Zuckersirup und Sirup auf Weizenstärkebasis oder einer anderen Stärkebasis. Den klassischen Zuckerrübensirup kann sich der Imker selbst aus Zucker und Wasser anrühren. Die anderen Sirupe sind im Imkerfachhandel erhältlich. Egal für welche Variante sich der Imker entscheidet, alles geht konventionell oder in Bioqualität. Jetzt gibt es immer wieder Stimmen, die diesen Austausch (Honig vs Sirup) als nachteilig für die Bienen sehen, da Honig zweifelsohne wertvollere Inhaltsstoffe enthält. Dem kann man in Maßen auch zustimmen, wenn der Imker radikal allen Honig aus den Völkern entnimmt und sie somit nur noch Sirup zur Verfügung haben. Allerdings sollte man an der Stelle auch noch eins beachten: je nach dem welchen Nektar die Bienen gesammelt haben setzt sich der Honig aus unterschiedlichen Zuckern zusammen, die dann zu unterschiedlichen Kristalisationszeitpunken führen. So kristallisierte ein Rapshonig sehr schnell aus und wird zu Betonhonig, wenn er nicht rechtzeitig abgeschleudert und gerührt wird. Aber nicht nur beim Raps kann dies passieren, auch Honig aus anderen Pflanzen könnte während des Winters kristallisieren. Kristallisiert können die Bienen ihn nicht fressen. Um ihn wieder zu lösen benötigen sie Wasser, dass sie im Winter nicht holen können, da sie die Beute bei unter 12 Grad Celsius nicht verlassen können. Das passiert bei „Honig“ aus Sirup nicht, denn dieser kristallisiert im Winter nicht. Ein weiteres Problem, das echter Honig für die Bienen mit sich bringen kann ist der Mineraliengehalt. Mineralien sind wichtig, aber sie führen auch zu Ausscheidungsprodukten. Doch wohin mit dem Stuhlgang im Winter? Bienen sind reinliche Tiere und wollen ihre Ausscheidungen nicht in der Beute tätigen um die Keimbelastung klein zu halten. Sie sammeln sie also solange an, bis sie die Beute einmal verlassen können um sich zu erleichtern. Doch was, wenn die Temperaturen einen Reinigungsflug für lange Zeit nicht möglich machen. Dann gibt es keine anderen Ausweg als die Beute zu kontaminieren. Auch das passiert bei der Zufütterung mit Sirup nicht. Bekommen die Bienen also einen guten Mix aus eigenem Honig und „Honig“ aus Futtersirup für den Winter zur Verfügung gestellt, kann das für sie von Vorteil sein. Meine Bienen dürfen einen guten Teil ihres Honigs behalten. Zusätzlich füttere ich ihnen einen gekauften Sirup mit Hilfe einer Futterwanne oben auf den Waben ein.