"Kommen da wohl Bienen hin?"

Mai 2023

Dass mich die Nachbarin meines Selbstversorger-Gemüsegartens schon beim Aufbau des neuen Bienenstandes "erwischt", hatte ich so nicht erwartet. Ich dachte, ich werde vielleicht das erste mal angesprochen, wenn die neue Beute steht. Immerhin gibt es in manchen Köpfen doch noch Vorurteile gegen Bienenhaltung in Wohnsiedlungen. Wohnsiedlungen mit viel Garten zwar, aber trotzdem. Bienen stechen, Bienen auf dem Nachmittagskuchen, Bienen konkurrieren mit Wildbienen... was hab ich nicht schon alles gehört. "Das ist ja super, dann bekommen wir vielleicht Honig von unserem Gartenlavendel. Hast du eigentlich das Buch über Bienen gelesen, das ist total interessant, wie heißt das doch gleich..." War dann allerdings der zweite Satz aus ihrem Mund. "Ach, und wenn ihr mal Lust habt, kommt doch einfach mal rüber, wenn wir im Garten sitzen." Ok, jetzt war ich sprachlos. Damit hatte ich nicht gerechnet. Dass sie sich freut, dass wir uns um den Nachbargarten kümmern, das habe ich vermutet, aber dass unser neues Bienenvolk, was in Kürze einziehen wird, die Brücke zum persönlichen Kennenlernen baut, das macht mich wirklich glücklich. Meine Mädels sind hier willkommen, nix mit Vorurteilen. Aber schließlich sind Bienen seit jeher Brückenbauer: In den alten Mythen begleiten sie Seelen auf ihrem Weg in die Unterwelt, weil sie sich sowohl im Diesseits wie auch im Jenseits auskennen. Vermutlich sind die Bienen das "Vorbild" für den Gott Merkur, der mit seinen geflügelten Schuhen als Bote der Götter Nachrichten zwischen allen bekannten Welten vermittelt. Und noch bis heute ist der Brauch des "Tell it to the Bees" bekannt, bei dem Imker wichtige Ereignisse der Familie seinen Bienen erzählt hat. Vielleicht bringen die Bienen auf ihren täglichen Ausflügen ja noch heute diese Nachrichten zu den Göttern, um mit deren Segen für die Familie wieder heimzukehren. Auf jeden Fall steht jetzt alles für den Einzug der neuen Bienen bereit und wir freuen uns schon auf ihren Einzug. Von dem berichte ich euch dann nächstes Mal

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Mai 2024

Tohuwabohu

Habe ich letzten Monat davon geschrieben, wie toll meine Bienenvölker aus dem Winter gekommen sind? Wie stark und vital? Dass ich zwei Wochen eher als üblich die Honigräume aufsetzen konnte? Wer den Tag vor dem Abend lobt...die Strafe folgte auf dem Fuße: Bei befreundeten Imkern waren die Mädels schon in Schwarmstimmung und produzierten neue Königinnen am laufenden Band. Eine davon überließen sie mir, um eines meiner zwei aggressiveren Völker umweiseln zu können. Habe ich noch nie gemacht, kannte ich nur von der Theorie her, also einfach mal ausprobieren. Natürlich sollte alles schnell schnell gehen, die im Volk natürlich gezogene neue Königin war in ihrer Weiselzelle bereits verdeckelt, wann wusste keiner so genau, sie konnte also jeden Moment schlüpfen und musste in ihren neuen Stock gehängt werden. Dafür habe ich die alte Königin des Stockes händisch entfernt, ein Treffen der zwei wäre für eine der beiden tödlich und welche der beiden hier die Überlebende sein würde, wäre Glückssache. Also mussten alle Bienen von ihren Waben abgeschlagen werden (meine Queen war nicht gekennzeichnet und ich erkenne sie leider nie im Gewimmel), weit genug weg vom Bienenstock, sodass die ursprüngliche QueenMum nicht in die Behausung zurückfliegen konnte. Dann das Brutbrett mit der neuen Weiselzelle in den Brutkasten hängen und hoffen, dass die Mädels die Prozedur mitmachen. Ein paar Tage später schaute ich die zwei Völker meines zweiten Standortes durch und musste feststellen, dass hier in einem Volk, wieso auch immer die Königin verloren gegangen war, sodass sich plötzlich eine Arbeiterin berufen fühlte, Eier legen zu wollen. Leider endet diese aufopferungsvolle Hingabe nichtsdestotrotz im Verlust des Volkes, wenn der Imker nicht noch rechtzeitig eingreift, da sie nur unbefruchtete Eier legen kann, aus denen nur männliche Drohnen schlüpfen, die nicht zum Erhalt des Volkes beitragen. Erkennbar ist diese bedrohliche Lage am Brutbild in den Waben, da die Drohnen etwas größer sind als die Arbeiterinnen, werden die Zellen für sie etwas höher ausgebaut und nicht schön flach und einheitlich, man spricht hier von Buckelbrut. Außerdem hat die selbsternannte Königin massenhaft Eier in eine Zelle gelegt, das ist auf dem Foto schön zu sehen. So etwas kommt normalerweise nicht vor. Hier war also plötzlich auch schnelles Handeln gefragt. Natürlich gab es in dem Augenblick keine verfügbare Queen, ich musste mir was einfallen lassen, um die Lage zu retten. Nun war es so, dass beim zweiten Volk auf dem selben Standort die Königin aufgrund der fallenden Temperaturen ziemlich legefaul war, sodass das Brutnest und das Wachstum des Volkes nicht richtig in Schwung kam. Nichts mit massenhaftem Nektareintrag geschweige denn einer frühen Honigernte, wie ich es mir so schön erhofft hatte. Als Lösung habe ich die zwei Sorgenkinder miteinander vereinigt. Habe ich auch noch nie gemacht, kannte ich auch nur von der Theorie her, also einfach mal ausprobieren. Die buckelbrütigen Bienen mussten ebenfalls alle von ihren Waben abgeschlagen werden, weit genug weg vom Bienenstock, dass das Drohnenmütterchen nicht in die Behausung zurückfliegen konnte. Dann eine Lage Zeitungspapier auf den Brutkasten und auf das Zeitungspapier der Brutkasten der müde gewordenen Bienenkönigin. Und dann hoffen, dass sich alle verstehen. Im zweiten Schritt ein paar Tage später das Zeitungspapier entfernen, die Waben aus dem oberen Brutkasten in den unteren umhängen und fertig. Eine erneute Durchsicht wieder ein paar Tage später zeigte, dass die Völkervereinigung geklappt zu haben schien und auch bei dem umgeweiselten Volk war nach einigen Wochen wieder ein wunderschönes, einheitliches Brutnest zu erkennen. Die neue Queen hatte ihren Thron bezogen und kam ihrer Aufgabe vorbildlich nach. Hoffen wir, dass der Juni unaufgeregter wird...
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Apr 2024

Achtung...fertig...Kirschblüte!

Kurz vor Karfreitag saß ich bei befreundeten Imkern zum Plausch, bis meine Freundin sich verabschiedete, um beim Hofladen nebenan noch den bestellten Fisch abholen zu können. Als sie wiederkam, berichtete sie:" Stellt euch vor, der Bauer hat erzählt, die Kirschen sind schon aufgeplatzt!" Fassungsloses Entsetzen stand auf unseren Gesichtern, schließlich war es erst Ende März, mindestens zwei Wochen früher als üblich. Warum das jetzt so ein Problem für uns Imker war, willst du wissen? Weil die Kirschblüte im schönen Franken traditionell den Zeitpunkt markiert, wann die Honigräume auf die Bienenstöcke aufgesetzt werden, um nach Möglichkeit schon den ersten Honig des Jahres ernten zu können. Und scheinbar fiel dieses Jahr nicht nur Ostern früher als üblich, sondern es war tatsächlich auch die Natur mindestens zwei Wochen zu früh dran. Also gut, dann hieß es Anfang April alles Equipment ins Auto packen und die Besuche bei den Mädels wieder regelmäßig in den Terminkalender einplanen. Einen Blick in meinen Kofferraum zeige ich euch auf dem Foto für diesen Beitrag, die Liste der benötigten Utensilien ist nämlich wirklich lang: Stockmeißel, Feger, Smoker, Räuchermaterial, Feuerzeug, neue Brutwaben zum Einhängen, Honigraum mit Rähmchen, Königinnen-Absperrgitter, Handschuhe, Jacke mit Schleier oder gleich Ganzkörperanzug, wetterfeste geschlossene Schuhe, und für Imkerinnen oder auch Imker mit längeren Haaren: Haargummi! Denn nichts ist nerviger, als wenn du in voller Montur vor dem geöffneten Bienenstock stehst, die Mädels vielleicht noch völlig irritiert und genervt aufsteigen und dich attackieren, weil sie dich für einen gefährlichen Eindringling halten, der ihr Zuhause zerstört und du dann nochmal zurück auf Anfang musst, um die langen Haare aus dem Gesicht zu wischen. Jaa, man lernt mit den Jahren dazu ;-) Der Blick in die Bienenstöcke zeigte ein zufriedenstellendes Bild, zwei Stöcke vital und aggressiv wie eh und je. Hier stand diesen Monat meine Entscheidung fest: Ich werde endlich umweiseln, also in den kommenden Monaten neue Königinnen einsetzen mit dem Ziel etwas friedfertigere Bienenvölker zu ziehen. Die zwei weiteren Stöcke auf einem anderen Standort zeigten zumindest ein kleines, feines Brutnest, aber hier war noch nicht viel von der regen Frühjahrsaktivität zu spüren. Auf alle Fälle bekamen alle natürlich ihren Honigraum über das Brutnest gesetzt in der Hoffnung auf einen wunderbar cremigen Frühjahrshonig. Der nächste Monat wird zeigen, ob sich diese Hoffnung erfüllen wird!
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