Dagmar H.
Dagmar H.
aus 1020 wien, Österreich
imkert seit 2019

Bienen verdienen Respekt und Demut - vor allem angesichts dessen, was sie seit Jahrmillionen für die Erde leisten. Sie zeigen dir klar deine Grenzen, die du auch respektieren solltest. Geschäftemacherei mit Bienen ist sehr fragwürdig. Das Ignorieren der ökologischen Zusammenhänge gefährlich. Wir haben in der Pandemie erlebt, wie kleinste Veränderungen große Wirkungen bedeuten.

Was uns im Zusammenhang mit der Veränderung der Erde (Stichwort Klimawandel) bevorsteht, ist die noch größere Herausforderung - die Biene ist ein Symbol dafür. Das versteht grundsätzlich jede*r, wenn sie*er es verstehen will. Dieses Verstehen möchte ich gemeinsam mit meinen Imkerei-Kolleg*innen vergrößern.

Unterstützt von

Hallo! Ich bin Dagmar

Ich betreue 5 Bienenstöcke seit 2019.
Über mich

Was gefällt dir an der Imkerei? Was sind die größten Herausforderungen beim Imkern?

Die größte Herausforderung ist es, den Bienen die Unterstützung zu geben, die sie brauchen - ohne ihnen etwas vorzuschreiben. Glücklicherweise sind sie zwar anpassungsfähig, aber nicht um jeden Preis. Es sollte ein "gemeinsames" Geben und Nehmen sein. Ich versuche, die Bienen ernst zu nehmen und zu verstehen, was sie mir mitteilen wollen. Manchmal müssen sie sehr deutlich sein. Manchmal muss ich mich bei ihnen entschuldigen. Die größte Herausforderung ist es, den Wert der Biene in der Landwirtschaft österreich- / europa- / weltweit zu erkennen und ANZUERKENNEN - mit der Konsequenz, demnach ökologisch nachhaltig und vorausschauend zu agieren. Dazu braucht es gegenseitiges Verständnis und Empathie sowie ehrliche Gespräche, dazu braucht es auch ein Bewusstsein um die Möglichkeiten, unseren Planeten schonend zu behandeln. Es wäre mir auch ein großes Anliegen, die Honigbienen NICHT in Konkurrenz zu den Wildbienen / Hummeln zu sehen. Jahrmillionen haben diese Insekten nebeneinander leben können. Der Druck wird von den Menschen aufgebaut - Flächenversiegelung, Einsatz von Düngemitteln, Pestiziden und von anderen chemischen Produkten, Verhinderung von Diversität (und mehr). Das ist ein schwieriges Thema, das intensive Diskussionen und viel Verständnis erfordert - das geht nur gemeinsam.

Stell dich doch kurz vor! Wie bist du zur Imkerei gekommen? Seit wann imkerst du?

Ich hatte immer Interesse an der Biologie und den ökologischen Zusammenhängen. Die Insektenwelt spiegelt die Eingriffe der Menschen erschreckend deutlich wider. Unsere Kinder wissen kaum mehr um die Artenvielfalt vor noch einigen Jahrzehnten. Ich versuche, mit meinen Bienen auch klare Botschaften zu senden - zum Beispiel an junge Menschen, Schüler*innen, Kinder, Studierende. Das Verschwinden vieler Insektenarten geht zu geräuschlos vor sich! Ein Grundkurs an der Imkerschule Wien hat mich zum Imkern gebracht. Man ist regelmäßig unter Fachleuten, die ihr Fachgebiet so begeisternd weitergeben, dass man sofort anfangen will. Das war 2019 - pandemiebedingt war es sehr schwierig, vor allem den ersten Standplatz zu finden.

Interview

Welche ist die größte Herausforderung für ImkerInnen?

... zu erkennen, dass nicht alle Menschen den Insekten wohlgesonnen sind; Angst vor Bienen und Wespen ist identisch mit der Angst vor allen Insekten (und Spinnen); Abbauen dieser Ängste kann durch viele Gespräche beginnen, die genau das thematisieren. Ich versuche in Gesprächen mit Interessierten relativ rasch auch zum Thema Insekten zu gelangen - es gibt "gute" und "böse" Insekten, beim Thema Naturschutz ist vielen Menschen nicht klar, dass diese Einteilung nur sehr willkürlich ist .... Im Gespräch kann man sehr viel Unterstützungsarbeit zur gedanklichen Veränderung leisten. An der Komplexität des Bienenvolkes kann die Kompexität der Natur veranschaulicht werden. Wünschenswert wäre auch, dass sich die Wissenschaft mehr des Themas annimmt und wichtige Erkenntnisse rasch in die Bevölkerung kommuniziert werden.

Was lernen ImkerInnen genau?

verstehe die Frage nicht; Imker*innen sollten permanent lernen; Als Imker*in lernt man, dass alles miteinander in Beziehung steht, deutlich sichtbar oder versteckt. Deshalb wird es wenig nutzen, wenn wir an einzelnen Rädchen schrauben. Aber - mit den Worten von Thomas Seeley zu sprechen - man kann auch als Imker*in "nur" ein Honeymaker sein, und kein Beekeeper.

Wie hat sich deine Sicht auf die Natur geändert seit du ImkerIn bist?

Ich habe sehr viel gelernt in den letzten fünf Jahren; ich habe nun noch mehr Respekt in der Erkenntnis, dass die Komplixität der Natur für den Menschen gar nicht durchschaubar ist. Deshalb wäre viel mehr Ehrfurcht notwendig. Leider steht die Gewinnoptimierung bei den meisten Unternehmen wieder an erster Stelle - einen kurzen Augenblick konnte man glauben, es würde sich alles ändern. Das ist leider nicht gelungen - eine nicht genutzte Chance. Dabei gab es so gute Ansätze!

Wie nutzt du Vereine und wie ist der Zusammenhalt?

Man sollte alle Angebote zur Vernetzung annehmen. Die Imkerschule Wien ist meine erste Aulaufstelle für Fortbildung! Ein Teil eines Vereins zu sein, ist gerade für Anfänger sehr wichtig! Nicht jede*r muss die gleichen Fehler machen - an Stammtischabenden kann man viel lernen. Und ein Verein garantiert auch die Möglichkeit, jemanden anzurufen und nachzufragen.

Was kostet der Start in die Imkerei und was der laufende Betrieb?

mindestens € 1.000.- der Start (Beuten, Kleingeräte, Bienen, Substanzen zur Behandlung, Honigbehältnisse, etc.); etwas drei Völker zum Beginn Aus- und Fortbildung sollten auch einen Teil der Ausgaben sein, ebenso gute Fachliteratur.

Kannst bzw. möchtest du von der Imkerei leben?

Das wird nicht möglich sein, denn die Anschaffungskosten sind sehr hoch, die Konkurrenz skrupellos. Damit meine ich nicht die Imkerei-Kolleg*innen, sondern die Honig-Industrie. Ein Bick ins Supermarkt-Regal beweist, dass die Ehrfurcht vor dem Honig europa- und weltweit nicht vorhanden ist.

Es gibt die Sorge, dass die Honigbienen Wildbienen vertreiben. Wie siehst du das?

Die Wildbienen / Hummeln haben meist klar definierte Pflanzen bzw. -famiien, die sie zum Überleben brauchen. Stirbt die Pflanze, stirbt die Wildbiene - ihr Tod ist absolut lautlos. Stirbt die Biene, stirbt häufig auch die Pflanze. Auch das bemerkt der Mensch nicht - denn es sind meist Pflanzen , die als Unkraut gelten. Ich beobachte auf meiner Terrasse (Innerstädtisches Gebiet) binnen dreier Jahre fünf verschiedenen Wildbienenarten. Sie sind regelmäßig da, sie versorgen sich, sie nisten und brüten und sind im nächsten Jahr wieder da. Ich habe nichts getan, als erstklassige Lebensbedingungen zu schaffen (terrassengerecht, also sehr wenig!) und mich über die Lebensbedingungen an kompetenter Stelle zu informieren (Fachbücher!). Und ich habe gelernt, auf die Insekten zu achten! Ich glaube nicht, dass die Honigbiene schuld am Aussterben der Wildbienenarten ist. Vielmehr sind es zunehmend eingeschränkte Lebensbedingungen - an denen der Mensch mitbeteiligt ist: Einsatz chemischer Substanzen, Bodenversiegelung, Unachtsamkeit. Aber - selbstverständlich brauchen die Wildbienen / Hummeln (und alle Insekten) mehr Beachtung und Rücksichtnahme.

Ältere ImkerInnen sollen angeblich ungern ihr Wissen teilen. Was denkst du darüber?

Habe diese Erfahrung noch kaum gemacht. Man muss fragen - und dann muss man zuhören können! Und nachdenken!

Sind Bienen das anstrengendste oder betreuungsintensivste Haustier?

verstehe die Frage nicht - Bienen sind keine Haustiere! Wer Bienen halten will, muss sich mit dem Thema beschäftigen. Und zwar noch BEVOR er/sie sich ein Volk zulegt. Wer Arbeit scheut, tut besser daran, Bücher zu lesen, für Naturschutzorganisationen zu spenden und sich andere Betätigungsfelder zu suchen. Wer zuallererst von Anstrengung spricht, sollte sich ein anderes "Haustier" suchen.

Die Anzahl der ImkerInnen steigt. Die Anzahl der Bienenvölker nicht. Was ist deiner Meinung nach der Grund?

Was steigt, ist die Anzahl der Völker in den Städten. In ländlichen Regionen (in der Landwirtschaft?) sinken die Zahlen; das ist wohl darauf zurückzuführen, dass die moderne Landwirtschaft weltweit nach den Gesetzen der Ökonomie arbeitet. Radikaler Auswuchs sind die Bienenvölker, die in riesigen Lastwägen von Monokultur zu Monokultur gekarrt werden. "Small is beautiful!" wäre wieder angesagt, denn wir haben gesehen / am eigenen Leib erlebt, wohin die Globalisierung führt. Und erleben es noch. Mein Literaturtipp dazu - Maja Lunde: Die Geschichte der Bienen

Was unterscheidet die neue Imkergeneration von der alten?

Nichts. Wer gehört zur alten Imkergeneration, wer zur neuen? Ich kenne junge Imker*innen, die schon jahrelang dabei sind - und ältere, die Anfänger*innen sind. Woran merke ich, wer zu welcher Generation gehört? Wohin gehöre ich? Woran merke ich das? Wohin gehören meine Imker-Kolleg*innen? Wohin gehört ihr, also ihr Plattform-Betreiber? Ich glaube, diese Frage ist etwas willkürlich. In der Beantwortung fällt man leicht in die Wiedergabe von Vorurteilen. Das würde ich sehr gerne vermeiden. Es gibt Unterschiede, ich würde die aber nicht an "alt" und "jung" (oder mitgemeint "gut" und "schlecht") festmachen. Ein Imker handelt im Einklang mit der Natur.

Wie viel sollte ein Kilo Honig deiner Meinung nach kosten?

Die Qualität der regionalen Bienenprodukte sollte an erster Stelle stehen! Die Menschen sollten den Honig aus der Region konsumieren. Dumpingpreise und gefälschte Produkte sind abzulehnen - im Großen und im Kleinen. Honig soll seinen Preis haben - es ist alles darin enthalten. Statt Dumpingpreise den Honig lieber gleich verschenken. Ein Kilo sollte nicht unter € 20,- kosten.

Gibt es ein Bienensterben oder nicht? Begründe bitte deine Meinung.

Honig-Bienen haben eine große Lobby, sie werden nicht aussterben. Viel mehr Aufmerksamkeit brauchen sämliche andere Insekten (Wildbienen sind den meisten Menschen noch unbekannt!) - auch scheinbar unnütze Insekten und Kleintiere (Spinnen, Schmetterlinge, Hummeln, Käfer, etc.)

Ist der/die ImkerIn der größte Feind der Bienen?

Der größte Feind der Biene ist der Mensch.

Frage 3 ImkerInnen, bekomme 4 Antworten. Wieso ist das so in der Imkerei?

Gilt genauso beim Fußball und in der Virologie .... und .... Eine Meinung einzuholen erspart nicht, sich selbst Gedanken zu machen. Und auszuprobieren.

Wie sieht sinnvoller Bienenschutz aus?

Wie sieht sinnvoller Naturschutz aus? Wie sieht sinnvolle Landwirtschaft aus? Wie sieht sinnvolle Regionalisierung aus? Wie sieht ein sinnvolles Zusammenleben der Menschen aus? Wie sieht eine Welt aus, die nicht ausgebeutet wird?

Was empfiehlst du ImkerInnen, die neu beginnen?

eine gediegene Ausbildung; permanente Weiterbildung zu wichtigen Themen; persönliche Gespräche mit erfahrenen Imkerinnen und Imkern FRAGEN - FRAGEN - FRAGEN ... und neben dem Fragen auch lesen - und nachdenken!

Was denkst du über Hektar Nektar?

Ich muss euch erst kennenlernen. Das war mein Statement vor ein paar Monaten - bei meinem ersten Kontakt zu euch, bei der ersten Registrierung. Mittlerweile habe ich eure Arbeitweise kennengelernt und bin begeistert. Super - die persönliche Betreuung! Ich wurde von Rudi wenige Tage vor Weihnachten angerufen und darüber informiert, dass ich ab Januar 2023 ein Teil der Projekt2028-Community sein werde. Was für ein schönes Weihnachtsgeschenk!

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