Stefan Z.
Stefan Z.
aus 21502 Geesthacht, Deutschland
imkert seit 2019

Bereits als Kind hat mich der Schaukasten im Botanischen Garten fasziniert. Diese perfekte Zusammenarbeit, Präzision und kollektive unermüdliche Arbeit ist einfach unglaublich und ich kann auch heute noch ewig mir das "Gewusel" ansehen.
Leider sind die kleinen Überlebenskünstler (immerhin gibt es sie seit 110 Millionen Jahren) in der letzten Zeit weniger geworden und daher möchte ich dem Bienensterben entgegenwirken.

Unterstützt von

Hallo! Ich bin Stefan

Ich betreue 2 Bienenstöcke seit 2019.
Über mich

Was gefällt dir an der Imkerei? Was sind die größten Herausforderungen beim Imkern?

Bienen haben mich ja bereits seit meiner Kindheit interessiert, aber den Entschluss selber zu Imkern ist 2017/18 gefallen. Wir(mein Partner, die Katzen und ich) sind in ein kleines Häuschen mit Garten gezogen. Überraschenderweise mussten wir festestellen, dass keinerlei Bienen uns besucht haben, obwohl wir extra den Garten und die Dachterasse mit bienenfreundlichen Blumen/Sträuchern bepflanzt hatten. Klar, das Thema Bienensterben, Glyphosat, Artenrückgang wurde immer mal wieder im Fernsehen erwähnt, die Varroa/AFB-Problematik sowie die daraus resultierende "Ausrottung" wilder Honigbienen war mir durch meinen Beruf bereits bewusst, aber ich muss gestehen, dass auch unsere Gegend so stark betroffen ist, war mir persönlich nicht klar gewesen. Knapp 80% unserer heimischen Wild und Nutzpflanzen sind auf eine Bestäubung durch Bienen angewiesen, welche dadurch auch die Artenvielfalt aufrecht erhalten.... Also habe ich mich entschieden etwas zu unternehmen! Nach allgemeiner Recherche über Bienenhaltung, Pflichten, gesetzliche Bestimmungen, Möglichkeiten der "Stadtbienenhaltung", und auch Rücksprache mit den Nachbarn, habe ich mich entschieden das Projekt zu starten. Meine Nachbarin zum Beispiel, die auch die NABU unterstützt, war direkt Feuer und Flamme und hat ihre Unterstützung zugesichert:) Aktuell ist es in Deutschland übrigens so, das wir nur knapp 30% des verkauften Honigs selber produzieren, der Rest wird unter zum Teil sehr fragwürdigen Bedingungen im Ausland(Argentienien, China etc.) hergestellt und importiert.

Stell dich doch kurz vor! Wie bist du zur Imkerei gekommen? Seit wann imkerst du?

Nachdem der Endschluss gefasst wurde selber zu imkern habe ich damals die Winterzeit genutzt gehabt und mich im Selbststudium mit der gesamten Theorie beschäftigt und inzwischen auch verschiedene MOOC'S(Massive Open Online Course) belegt, inkl. naturnaher Bienenhaltung (Verschiedene Zertifikate liegen vor, das DIB-Honigzertifikat folgt im Sommer). Anschließend habe ich mich dem örtlichen Imkerverein angeschlossen und dort auch meinen Imkerpaten kennengelernt der neben einem guten Theorieteil mit uns auch die Praxis durchgenommen hat und auch weiter für die Betreuung und für alle dummen Fragen zur Verfügung steht. Hallo, mein Name ist Stefan und ich bin Jungimker:) Neben meiner Arbeit im Labor (Hämatologie und Mikrobiologie) bin ich nicht nur leidenschaftlicher Bogenschütze sondern auch Trainer(Jugend und Erwachsene) und im Vorstand unseres Schützenvereines. Weiterhin bin ich aktiv in der LGBTIQ-Community.

Interview

Welche ist die größte Herausforderung für ImkerInnen?

Anpassung an den Klimawandel ->kühle Winter bei denen die Bienen nicht aus der Brut gehen, zufrühes Austreiben der Pflanzen, zu lange Trockenperioden in denen die Pflanzen nicht honigen.... Globalisierung und damit einschleppung von Parasiten bzw. anderen Bienenkrankheiten/Seuchen, vor einigen Jahren war es die Varroamilbe die eingeschleppt wurde, nun steht zum Beispiel der kleine Beutenkäfer vor der Türe..

Wie hat sich deine Sicht auf die Natur geändert seit du ImkerIn bist?

Wenn ich unterwegs bin, gerade im Frühling, achte ich in Vorgärten auf Frühblüher, bestimmte bienenfreundliche Blumen und erst durch das Imkern ist mir klargeworden, wieviele wunderschönbunte Vorgärten, dank gefüllten Blüten, absolut bienenunfreundlich sind... Auch als Beifahrer beim Autofahren achte ich mehr auf die Felder, ob dort Grün/Blühstreifen angelegt sind, und hin und wieder sieht man sogar am Raps Bienenstände. Wenn ich irgendwo anders/außerhalb bin, achte ich immer ob ich Bienen sehe, und wenn ja, ist mein erster Gedanke beispielsweise: "oh, sieh an, hier imkert jemand in der Nähe mit der Buckfast..."

Wie nutzt du Vereine und wie ist der Zusammenhalt?

In unserem Verein werden regelmäßig kleine Treffen abgehalten, mal ist es gemeinsames Wandern, ein Vortrag über Auswinterung, boßeln o.ä. Über den Verein bekomme ich regelmäßig Informationen, sei es Hinweise aufgrund des Wetters, Corona, Varroabehandlungsstart und auch besteht die Möglichkeit sich an vergünstigten Sammelbstellungen für Winterfutter, Gläser und Ameisensäure etc. zu beteiligen. Ich weiß nicht wie es in anderen Imkervereinen ist, aber wir sind hier eine echt nette und hilfsbereite Truppe:)

Was kostet der Start in die Imkerei und was der laufende Betrieb?

Der Start ist leider sehr teuer und wird zumindest in meinem Bundesland nicht gefördert. Für interessierte einige Zahlen: Allgemein: Schutzausrüstung, wenn man nicht irgendetwas zum Teil viel zu dünnen aus Asien nehmen möchte, ist man bei ~80-100€ dabei. Dazu Smoker, Stockmeißel und anderes Kleinzeug ~50€ Wachsschmelzer (Dampf, Sonne o.ä.) 50-200Euro Schleuder 200-2000€ Abfüllhilfsmittel, Honigrührer ~100€ erstes eigenes Volk: Volk je Größe, Gegend, Rasse ~170€ Beute, je nach dem was man haben möchte, Styropor/ Holz, für DNM, Dadant, Zander etc. +Farbanstrich, im Durchschnitt 150€ Rähmchen je Sorte und Menge ~30Euro Mittelwände 2kg ~30Euro Stand ~20€ Später kann man Ableger selber machen, dann fallen die Volkskostenweg. Laufender Betrieb Durchschnittlich je Volk/Jahr: Winterfutter 25,20€ Varroabehandlung+AFB Untersuchung 7,65€ neue Mittelwände 20€ Reparatur, Erneuerungen 5€ ggf. Platzpauschale in Form von Honig 12€ Honiggläser, Vermarktung, Völkerverluste, neue Königinnen, Benzinkosten sind da nicht mit aufgeführt.

Kannst bzw. möchtest du von der Imkerei leben?

Nein und nein:) Ich kenne hier in der Umgebung nur zwei Imker die es wirklich schaffen davon zu leben, dafür braucht man aber Connections, Zeit, muss sich als Wanderimker betätigen, viel vorinvestieren und sein gesamtes Leben nach den Bienen richten. Außerdem liebe ich meinen Hauptberuf dafür viel zu sehr:)

Es gibt die Sorge, dass die Honigbienen Wildbienen vertreiben. Wie siehst du das?

Diese Sorge ist meiner Meinung nach unbegründet, Wildbienen benötigen zwar genau wie normale Bienen Nektar und Pollen, aber es ist ja nicht so, das Bienen komplett die Blüten "leerräumen". Zusätzlich sind Bienen Blüten bzw. Sortenstet, daher bleibt definitiv genug für die Wildbienen bestehen. Weiterhin wurde dank diverser Projekte wie Wildbienenwiesen, Deutschland summt, bei Aldi, Lidl, diversen Baumärkten Wildbienenhotels im Angebot verkauft, so das dort hoffentlich sich in den nächsten Jahren die Populationen sich stabiliseren wird.

Ältere ImkerInnen sollen angeblich ungern ihr Wissen teilen. Was denkst du darüber?

Leider scheint das zum Teil zu stimmen, ich denke dies liegt noch an einem gewissen Konkurenzgedanken, den ich allerdings zum Teil nachvollziehen kann, immerhin ist das bei einigen das (Haupt-)Einkommen bzw. zumindest eine Rentenaufbesserung die sie dadurch gefährdet sehen könnten...

Die Anzahl der ImkerInnen steigt. Die Anzahl der Bienenvölker nicht. Was ist deiner Meinung nach der Grund?

Viele Imker älterer Generation hören mit der Imkerei auf; diese hatten zum Teil 50+ Völker. Die meisten der nachfolgenden Jungimker in meiner Altersgruppe oder Jünger sind aber keine Berufs oder Erwerbimker, sondern betreiben nur einige Völker in der Gegend privat ohne Wanderimkerei, Vermietung zur Apfelblüte etc. Auch entwickelt sich der Trend der Balkon bzw. Stadtimkerei (Beispielsweise in Berlin) immer mehr, welcher nicht mit der damaligen konventionellen Imkerei so einfach vergleichbar ist.

Was unterscheidet die neue Imkergeneration von der alten?

Ich glaube die neue Imkergeneration ist offener gegenüber Neuerungen, hinterfragt eher eingefahrene Methodiken, probiert mal etwas aus, und steht mit anderen Imkern dank Facebook, Foren o.ä. mit anderen Imkern in Kontakt und tauscht sich daher aus, wodurch hoffentlich eine gewisse Dynamik entstehen wird.

Frage 3 ImkerInnen, bekomme 4 Antworten. Wieso ist das so in der Imkerei?

Oh ja, dies ist mir gerade in der Anfangszeit auch aufgefallen. Man stellt eine ganz einfache Frage und jeder hat eine andere/seine Meinung dazu. Ich denke dafür gibt es viele Gründe: -Die Biene ist ein Wildtier, jedes Volk ist etwas anders, hat seine Eigenheiten, und über die verschiedenen Rassen brauchen wir hier noch garnicht sprechen -Regionale Unterschiede, wenn etwas bei einem Imker in Bayern funktioniert muss das nicht auch in Norddeutschland klappen -Generelle verschiedene Ansichten, dies sieht man gut im Internet, dort stoßen die jüngeren Generationen auf die älteren, auf die Bioimker/ die naturgerechte Bienenhaltung, die Holzfraktion gegen die Styroporbeutenbesitzer, die Gewerbsimker auf die Hobby/Nachbarschaftsimker, verschiedene Beutensysteme, Naturbau, Anfangsstreifen, Mittelwände... -> und natürlich hat jeder Recht, hat die besten Erfahrungen, und wenn nicht, dann kennt man einen Nachbarn, dessen Schwester, deren Arbeitskollege, der hat aber festgestellt.... Auch gab es damals einen geringeren Austausch was Erfahrungen angeht, Literatur war sehr begrenzt, so wurde eine Sicht und Betriebsweise vom Imkerpaten an den Nachwuchs weitergegeben.

Was empfiehlst du ImkerInnen, die neu beginnen?

Fangt an indem ihr etwas Grundwissen euch aneignet, ich kann imkerpate.de und diehonigmacher.de definitiv empfehlen. Anschließend schaut das ihr bei euch in der Nähe an normalen Kursen teilnehmt und sucht euch einen Paten den ihr im ersten Jahr zusätzlich begleiten könnt. Dadurch lernt ihr unter Aufsicht das händling und könnt keine Fehler machen die euch das Volk kosten könntet. Wenn ihr nett seid und mit eurem Paten euch gut versteht, könnt ihr ja vielleicht gemeinsam einen Ableger erstellen, den ihr dann im nächsten Jahr als Volk ab Frühling wirklich für euch habt. Lasst euch in Sozialen Netzwerken nicht runterziehen, dort gibt es immer einige die versuchen Neulinge runter zu machen. Seid kritisch und hinterfragt Handlungen die ihr nicht versteht. Varroabehandlungskonzepte sind ein Muss!, egal was euch jemand anderes versucht zu erzählen. Gerade in der wesensgemäßen/naturnahen Bienenhaltung, welche einige gute Ansatzpunkte haben, ist das meiner Meinung nach einer der Punkte mit denen ihr nicht nur eure eigenen Bienen gefährdet, sondern auch alle in eurer Umgebung, auch was AFB(Amerikanisch Faulbrut, lernt ihr noch^^) angeht.

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