Raphael S.
Raphael S.
aus 1220 Wien, Österreich
imkert seit 2017

Die Lernfähigkeit des Bienenvolkes und auch die Sanftmut. Außerdem deren Kommunikationsfähigkeit.

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Hallo! Ich bin Raphael

Ich betreue 3 Bienenstöcke seit 2017.
Über mich

Was gefällt dir an der Imkerei? Was sind die größten Herausforderungen beim Imkern?

Ich finde die Arbeit als Imker ist beruhigend und zugleich tue ich der Natur etwas gutes. Ich kann den Menschen helfen durch Imkereiprodukte gesund zu leben und ich kann meiner Kreativität bei den Arbeiten mit Wachs und Honig freien lauf lassen. Außerdem beobachte ich gerne die Aktionen und Reaktionen des Bienenvolkes auf äußere Einflüsse, sowie deren Arbeitsaufteilung.

Stell dich doch kurz vor! Wie bist du zur Imkerei gekommen? Seit wann imkerst du?

Durch mein Naturwissenschaftliches Studium war ich schon immer von der Umwelt fasziniert. Nach einem Besuch der Bienenstöcke eines befreundeten Imkers wurde mein Interesse geweckt. Nach einigen weiteren Besuchen beim Imker Verein Donaustadt fand ich Freude am Imkern und beschloss, eine Ausbildung zu machen uns mir selbst Bienen zuzulegen. Ich war bei einem Imker Grundkurs der Stadtbienen im 17. Wiener Gemeindebezirk, Das Hauptthema des Kurses lautete "Imkern in der Stadt". Mir gefiel sehr gut, dass der Kurs ein Jahr dauerte und sowohl theoretische als auch praktische Unterrichtseinheiten umfasste. So wurde beispielsweise im Rahmen dieses Kurses ein Ablegervolk in einer Bienenbox gebildet und anhand dessen die imkerliche Praxis erlernt.

Interview

Welche ist die größte Herausforderung für ImkerInnen?

Die größte Herausforderung ist für mich die Behandlung der Bienen mit Säuren bzw. die Bekämpfung der Varroa. Allgemein bin ich ein Mensch, der mit Tieren einen sehr naturnahen Umgang pflegt, sofern dies möglich ist. Beispielsweise kontrolliere ich meine Völker nicht wöchentlich, sondern je nach Bedarf (also Volksstärke, Jahreszeit, Tracht, Königin usw.) und auch die Behandlungsarten gegen die Varroa Milbe werden auf ein Mindestmaß reduziert um den Bienen ein möglichst naturnahes Leben zu ermöglichen. Dafür bleibt den Bienen auch ein Teil des eigenen Honigs in der Zarge.

Was lernen ImkerInnen genau?

In der Imkerausbildung lernte ich die wichtigsten Schritte der Imkerei. Es begann mit einer Theorieeinheit die mehrere Stunden umfasste und die wichtigsten Grundlagen der Bienen und des Imkerns beinhalteten. Es folgten anschließend eigentlich nur mehr Praxiseinheiten mit vor- oder nachgelagerter Theorieeinheit. Dabei wurden beispielsweise Ableger gebildet, die Ableger gefüttert und "aufgezogen", gegen die Varroa behandelt uvm. Alles in allem war der Kurs wirklich sehr spannend!

Wie hat sich deine Sicht auf die Natur geändert seit du ImkerIn bist?

Im Prinzip hat sich meine Sicht auf die Natur nicht geändert. Was sich jedoch geändert hat, ist meine Sicht auf die Bienen und die Bienenhaltung. Ich stellte mir das Handwerk der Imkerei immer leichter vor und war (bzw. bin) fasziniert von der Organisation und der Sanftmut mancher Bienenvölker.

Wie nutzt du Vereine und wie ist der Zusammenhalt?

Anfangs war ich wöchentlich bei den Treffen meines Imkervereins. Aufgrund der Terminlage der treffen bin ich heute leider kaum mehr bei einem Imkertreffen des IVD, was ich insofern schade finde, als dass ich dort sehr viel lernen konnte und von dem Erfahrungsaustausch profitierte.

Was kostet der Start in die Imkerei und was der laufende Betrieb?

Zu Beginn der Imkerei habe mit Sicherheit über 1.000€ ausgegeben. Mittlerweile wahrscheinlich sogar schon über 2.000€. Am teuersten in der Anschaffung waren dabei, logischerweise, die Bienenbeuten selbst. Mittlerweile habe ich 3 Beuten (1 Ersatzbeute, insgesamt also 9 Zargen), weit mehr als 150 Rähmchen, eine keine handbetrieben Schleuder und einen Dampfwachsschmelzer zu Hause. Der laufende Betrieb ist, da ich recht naturnahe imkere und mittlerweile auch die Mittelwände selbst herstelle, kaum mit Kosten verbunden. Lediglich die Ameisen- bzw. Oxalsäure im Herbst muss zugekauft werden

Kannst bzw. möchtest du von der Imkerei leben?

Nein. Ich möchte (im Moment) nicht von der Imkerei leben. Ich liebe meinen derzeitigen Job und bin froh, dass ich die Möglichkeit habe, neben meinem Beruf auch noch Imker zu sein. Es ist für mich eines der schönsten Hobbies.

Es gibt die Sorge, dass die Honigbienen Wildbienen vertreiben. Wie siehst du das?

Durch mein naturwissenschaftliches Studium kann ich die Angst teilweise nachvollziehen. Die Angst, dass gewisse Tierarten durch andere Tierarten verdrängt werden ist bekannt. Ich glaube jedoch, dass es ausreichend Nahrungsangebot sowohl für Honig- als auch Wildbienen gibt. Problematischer sehe ich eher die Flächenversiegelung in Städten und den Einsatz von Pestiziden.

Ältere ImkerInnen sollen angeblich ungern ihr Wissen teilen. Was denkst du darüber?

Das Gerücht ist mir nicht bekannt. Ich kann aus Erfahrung nur sagen, dass bis jetzt jeder ältere Imker den ich kennen lernen durfte sehr nett und hilfsbereit war. Jeder teilte mir bereitwillig sein Wissen mit und darüber bin ich sehr froh und dankbar!

Sind Bienen das anstrengendste oder betreuungsintensivste Haustier?

Nein. Das stimmt definitiv nicht. Ich habe zwei Hunde zu Hause, die auf jeden Fall betreuungsintensiver sind. Man kann sich aber bekanntlich in jedes Hobby hineinsteigern, wodurch das Hobby natürlich zeitaufwendiger wird (oder man legt sich einfach mehr Bienenstöcke zu).

Die Anzahl der ImkerInnen steigt. Die Anzahl der Bienenvölker nicht. Was ist deiner Meinung nach der Grund?

Ich glaube, dass viele Imker mit den Völkerverlusten hadern. Das Problem in Österreich ist auch, dass es schwer ist, den eigens produzierten Honig an den Mann zu bringen. Preise wie im Supermarkt könnte man vielleicht zwar verlangen, aber ich glaube, dass man dann keinen Gewinn mehr erzielen würde. Zur Eigenbedarfsdeckung reicht aber das halten von 1-2 Stöcken allemal.

Was unterscheidet die neue Imkergeneration von der alten?

Ich glaube, dass wir gerade in einer Zeit voller technischer Neuerungen leben. Digitalisierte Stockwagen mit Temperaturfühler u.ä. sind nur ein Beispiel. Ich befürchte jedoch, dass durch die Globalisierung und die neuen technischen Reisemittel (bzw. deren breite Verfügbarkeit und Leistbarkeit) eventuell zu mehr eingeschleppten, neuen Bienenkrankheiten führen wird und wir daher auch in Zukunft weiter mit neuen Krankheiten rechnen müssen.

Wie viel sollte ein Kilo Honig deiner Meinung nach kosten?

Für mich kommt das auf den Honig an. Bio-Honig sollte meiner Meinung nach mehr kosten, als ein konventioneller und ein Wanderhonig mehr als einer der ganzjährig auf einem Stellplatz steht, da der Aufwand einfach größer ist. Ich verlange beispielsweise 15€ für 1000g, da ich naturnahe und nicht nur biologisch imkere, und daher auch teilweise nur ein mal pro Jahr Honig schleudern kann.

Gibt es ein Bienensterben oder nicht? Begründe bitte deine Meinung.

Wie bereits oben erwähnt glaube ich schon, dass es durch Pestizide und andere chem. Mittel zum Bienensterben kommt. Ich bin jedoch auch der Meinung, dass der Klimawandel sich in den kommenden Jahren auch noch einmal auf den weltweiten Bienenbestand auswirken wird.

Ist der/die ImkerIn der größte Feind der Bienen?

Das kann ich mir bei jenen Imkern vorstellen, die ihr Bienenvolk hegen und pflegen wie ein Kind. meine Meinung ist: Bienen sind freie und wilde Lebewesen, die mit uns (Imkern) in einer Art Symbiose leben: Wir geben Ihnen ein Haus, bei Bedarf zu Essen und versuchen, ihnen gegen Krankheiten zu helfen und sie geben uns, wenn auch wahrscheinlich unfreiwillig, Honig. Daher ist meine Ansicht bei den Eingriffen: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.

Frage 3 ImkerInnen, bekomme 4 Antworten. Wieso ist das so in der Imkerei?

Ich würde meinen, dass das in jeder Berufssparte so ist. Ich bin auch noch Fußballtrainer und auch im Fußball ist es so. Würde man 100.000 Fußballinteressierte zu einer Taktik und Aufstellung befragen, würde man wahrscheinlich ebenso viele Antworten erhalten.

Wie sieht sinnvoller Bienenschutz aus?

Für mich geht diese ein wenig mit der Frage "Was können Städte und Gemeinden sowie die Privatpersonen in Bezug auf Bienenschutz tun?" einher. Gemeinden könnten uns Imkern mehr Flächen zur Verfügung stellen, Privatpersonen eher zum Honig vom "Imker nebenan" greifen anstatt Honig im Supermarkt zu kaufen. Wir Imker sollten den Bienen die Freiheit geben, sich wie wilde Honigbienen verhalten zu können und sie nicht als Haustiere sehen.

Was empfiehlst du ImkerInnen, die neu beginnen?

Ich würde ihnen empfehlen, sich das Imkern erste einmal bei einem Imker aus der Umgebung anzusehen. Ich glaube, wir Imker sind hierfür immer offen und geben gerne unser Wissen weiter. In weiterer Folge würde ich ihnen auch raten, mit einem eigenen Ableger zu starten und nicht mit dem Kauf eines Wirtschaftsvolks.

Was denkst du über Hektar Nektar?

Ich finde sowohl die Idee von Hektar Nektar als auch die Idee von Projekt 2028 super. Ich bin gespannt, wie sich das Projekt und die Plattform weiterentwickeln wird und freue mich darauf, wenn ich auch am Marktplatz aktiv werden kann.

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