Valerie P.
Valerie P.
aus 1180 Wien, Österreich
imkert seit 2018

Der Duft beim Öffnen der Beuten. Der rege Betrieb, der dennoch ohne Hektik und in geordneten Bahnen abläuft. Das soziale Gefüge und Miteinander. Die Fähigkeit der Selbstheilungskräfte eines Volkes. Und ich könnte noch ewig weiter schreiben :)

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Hallo! Ich bin Valerie

Ich betreue 10 Bienenstöcke seit 2018.
Über mich

Was gefällt dir an der Imkerei? Was sind die größten Herausforderungen beim Imkern?

Ich imkere mit den speziellen Bienenstöcken "Einraumbeuten" mit dem Format "Dadant hoch". Hier bin ich leider ziemlich alleine auf weiter Flur. Um mich gibt es nur Magazinimker. Probleme muss ich daher selbst lösen bzw. Lösungen adaptieren. Da ich das Brutnest nicht teilen möchte, sind viele gängige Vorgehensweisen der Imkerei in meinem Betrieb nicht möglich. Ich versuche mich weitestgehend an den Richtlinien der Demeter-Imkerei zu orientieren und befinde mich derzeit in der Umstellung zur Bio-Imkerei. Was ich außerdem genieße, ist die Ruhe am Standplatz A, während es andererseits auch wieder toll ich, den interessierten Menschen, die mich am Standplatz B regelmäßig ansprechen mein Wissen und meine Begeisterung weiter zu geben. In meiner kleinen Imkerei bin ich für alles alleine zuständig. Das ist auch in meinem Hauptberuf so und ich bin es gewohnt, Entscheidungen selbst zu treffen und dafür gerade zu stehen, wenn es etwas daneben geht. Aber ich mag das so.

Stell dich doch kurz vor! Wie bist du zur Imkerei gekommen? Seit wann imkerst du?

Ich hab mich für den Kurs interessiert und ihn kurzerhand gemacht. Und dann bin ich richtig reingekippt. :) Mittlerweile habe ich auch die Ausbildung zur Imker-Facharbeiterin abgeschlossen. Mein Brotberuf ist der, der Tagesmutter. Mit meinem Mann habe ich insgesamt sechs Kinder im Patchwork. Hier ist also immer was los. Meine Ziele für die nächsten 5 Jahre sind die Etablierung von Workshops für alle Bienen-interessierten Menschen, der Start der Meister-Ausbildung und die Verdopplung der Völkerzahlen auf 20. Wobei hier die Schwierigkeit zum größten Teil am Standplatz hier in 1180 Wien besteht. Aber mal sehen...

Interview

Welche ist die größte Herausforderung für ImkerInnen?

Das Wetter

Was lernen ImkerInnen genau?

Das hängt ganz von der eigenen Motivation und Leistungsbereitschaft ab. Man kann ohne Vorwissen starten, was nur ins Verderben führen wird. Ich rate dringend dazu, zumindest einen Grundkurs zu absolvieren und eineN Paten/Patin zu suchen. Wer Erfahrung gesammelt hat, macht im Idealfall noch die Ausbildung zum/zur FacharbeiterIn

Wie hat sich deine Sicht auf die Natur geändert seit du ImkerIn bist?

Extrem. Ich nehme viel mehr wahr, bin interessiert an allem, was blüht, an Insekten sowieso, der Temperatur, der Witterung, wann die Sonne auf und wann sie wieder unter geht, oder ob es an einem bestimmten Platz eher feucht oder trocken ist, wann die Sonne dort Mittags und zu welcher Jahreszeit hin scheint. Meine Sicht hat sich tatsächlich um 180Grad gedreht. Außerdem schätze ich regionale Produkte und Handwerk viel mehr und gebe dafür auch gerne Geld aus. Weil ich weiß, was alles dahinter steckt.

Wie nutzt du Vereine und wie ist der Zusammenhalt?

Ich bin kein Vereinstyp. Ich habe es versucht. Wirklich. Aber es ist wie bei den Fischern. Dort wird der Angelerfolg auch bei jeder Erzählung größer. Ähnlich verhält es sich bei vielen KollegInnen. Auch sind viele beratungsresistend. Das Fachwissen zB über rechtliches fehlt häufig und wird in manchen Vereinen auch noch als Halbwissen und Unwahrheiten an JungimkerInnen weiter gegeben.

Was kostet der Start in die Imkerei und was der laufende Betrieb?

In Magazinbeuten zu Imkern kostet anfangs mit den aller nötigsten Dingen rund 1500€, wenn man Förderungen beantrag. Allerdings muss ich sagen, dass die Ausgaben spätestens im zweiten Jahr deutlich ansteigen. Neue Beuten, neues Kleingerät, Schleuder, Entdeckelungsgeschirr, Dampfwachsschmelzer, ein Wabenlager, ein Lager für all das Zeug, das man so hat und braucht, Schwarmfangkästen, Schwarmtrichter, Futter, Behandlungsmittel,, geeichte Waage, vorgeschriebene Schulungen, Gläser,, Logo, Etiketten, Verkaufsstand und Kosten für das Marketing, Autokosten und Abnutzung. Um nur einige Posten zu nennen. Die Imkerei ist sehr teuer und zeitaufwändig. Wer Betriebswirtschaftlich Rechnen kann ist hier klar im Vorteil und auch die Möglichkeit eines angemessenen Stundenlohnes.

Kannst bzw. möchtest du von der Imkerei leben?

Nein, Derzeit kann ich das definitiv nicht. Ich kann froh sein, wenn ich bis 2027 alle Ausgaben herinnen habe. Ich hoffe sehr, dass ich danach zumindest einen Nebenerwerb lukrieren kann, der etwa ein Drittel meines derzeitigen Einkommens ausmacht.

Es gibt die Sorge, dass die Honigbienen Wildbienen vertreiben. Wie siehst du das?

Wildbienen sind gefährdet wie Honig einen auch. Das liegt an mangelnden Blühflachen und Nistmöglichkeiten. Wildbienen und Honigbienen bevorzugen unterschiedliche Blüten, denn es liegen verschiedene Spezialisierungen vor.

Sind Bienen das anstrengendste oder betreuungsintensivste Haustier?

Keines von beiden. Sie sind das anspruchsvollste, weil ein umfangreiches Vorwissen nötig ist. Und man braucht definitiv mehr Platz für das Lagern des ganze Equipments, als man vorher gedacht hat 😂

Die Anzahl der ImkerInnen steigt. Die Anzahl der Bienenvölker nicht. Was ist deiner Meinung nach der Grund?

Es gibt immer mehr Hobbyimker. Ein Problem, denn die meisten von Ihnen sind nicht ausreichend fachkundig. Sie besuchen, wenn überhaupt, nur einen Grundkurs. Wichtig wäre aber eine einschlägige Fachausbildung. Denn ohne diese passieren Fehler, die zum.Sterben eines oder mehrere Völker führen. Durch mangelnde Kenntnisse werden überdies auch Krankheiten übersehen, was eine Gefahr für alle Völker im Flugradius ist.

Wie viel sollte ein Kilo Honig deiner Meinung nach kosten?

29€. Warum? Weil nur so eine wesengemäße Bienenhaltung finanzierbar ist. Diese ist teuer, denn sie bringt weit weniger Honigertrag. Zudem ist sie aufwändiger weil sie braucht ohne den Einsatz von Tiermedikamrnten auszukommen.

Frage 3 ImkerInnen, bekomme 4 Antworten. Wieso ist das so in der Imkerei?

Weil es viele Wege gibt, um ans Ziel zu kommen.

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