Wachsgewinnung - duftende Winterarbeit

Jan 2022

Im Winter schlafen die Bienen. Naja, sie fliegen zumindest nicht, weil sie bei den Temperaturen ruckzuck auskühlen und dann sterben würden. Außerdem gibt es draußen eh noch nichts zu sammeln, außer vielleicht ein wenig Wasser. Also halten die Damen sich gegenseitig in ihrer kuscheligen Wintertraube warm, fangen vielleicht schon langsam an wieder ein kleines Brutnest zu pflegen und fliegen ansonsten unter dem Radar der Imkerin.
Aber keine Sorge, mir wird nicht langweilig – der Winter ist die Zeit der Nachbereitung der vergangenen und der Vorbereitung der kommenden Saison. Jetzt im Januar hatte ich endlich Zeit die alten Waben aus meinen Bienenvölkern einzuschmelzen. Normalerweise hätte ich das schon etwas früher gemacht, aber hier war es noch bis spät ins letzte Jahr warm genug für Bienenflug, so dass ich beim Einschmelzen reichlich Gesellschaft bekommen hätte. Denn der Duft von warmem Wachs, am besten noch mit Honigresten, wirkt auf die Damen wie ein Magnet und meine „Schmelzküche“ ist nicht bienendicht.
Aber warum Wachs schmelzen? Den Großteil des Wabenwerkes lasse ich zwar meine Bienen selbst bauen. So können sie entscheiden, ob sie kleine Zellen für Honig oder Arbeiterinnenbrut brauchen, oder größere für Drohnenbrut (Drohnen sind die Jungs, die im Frühjahr die neuen Prinzessinnen begatten) und wo sie was unterbringen wollen. Dadurch sinkt zwar der Honigertrag, denn die Wachsproduktion kostet nicht unerheblich Energie, dafür dürfen die Bienen aber naturnäher leben und ich habe keinen Ärger mit verfälschtem Wachs. Trotzdem brauche ich teilweise auch sogenannte Mittelwände. Das sind diese Wachsplatten mit Wabenmuster, die man auch von gerollten Bienenwachskerzen kennt. Zum einen nutze ich schmale Streifen davon als Leitwachsstreifen an den Holzträgern, die jeweils oben in jeder Zarge (= stapelbare Bienenkiste) liegen, damit die Bienen hoffentlich entlang der Wachsstreifen in die von mir geplante parallele Richtung bauen. Sonst kann es schwierig werden die Labyrinthe des sogenannten Wildbaus zu kontrollieren oder zu beernten, wenn die Damen alles „querverstrebt“ haben. Zum anderen nutze ich ganze Mittelwände im Honigraum, damit die Bienen bei Massentrachten genügend Stauraum in der Vorratskammer zur Verfügung haben und den Nektar nicht aus der Not heraus in der Kinderstube einlagern und es dann für die Brut eng wird.
Damit gibt es auch zwei Sorten Wachs, die ich separat einschmelze. Das Wachs aus den Waben mit Mittelwänden wird nämlich anschließend nicht wieder an die Bienen zurückgegeben, sondern wandert in die Kerzenproduktion oder in den selbstgemachten Schutzanstrich für die Bienenhäuser. Das Wachs der reinen Naturbauwaben lasse ich zu neuen Mittelwänden umarbeiten und verhindere so, dass sich auf Dauer Rückstände von unerwünschten Stoffen im Wachs und damit vielleicht auch im Honig anreichern.
Geschmolzen wird bei mir in einem Dampfwachsschmelzer, der wie der Name sagt, das Wachs mit heißem Wasserdampf aus den Waben schmilzt. Flüssiges Wachs und heißes Wasser laufen dann in einen Eimer, wo das ganze möglichst langsam abkühlt, so dass sich Verunreinigungen auf der Unterseite des Wachsblocks absetzen und nach dem Erkalten dort abgekratzt werden können. Im Schmelzer selber bleibt der Trester übrig, hauptsächlich pergamentartige Häutchen in Wabenform, die aus bebrüteten Waben stammen. Der Trester wird entsorgt und der Wachsblock in der Regel noch ein zweites Mal eingeschmolzen und langsam abgekühlt, um möglichst reines Wachs zu erhalten.
Und jetzt ab in die Post, damit bald die neuen Rähmchen und Leisten für die kommende Saison vorbereitet werden können ;)

Lea Exl
aus Detmold
Unterstützt von

Das könnte dich auch interessieren

Dez 2023

Wasser in allen Aggregatzuständen

… oder nichts ist so beständig wie die stetige Lageänderung. Manchmal bin ich wirklich froh, dass ich gefühlt schon mein Leben lang durch diverse Hobbies und meinen Job trainiere, spontan Plane zu ändern. Eigentlich wollte ich im Dezember einen Teil unserer Werkstatt ausräumen, für den Ausbau zum Honigschleuderraum vorbereiten und euch dabei mitnehmen. Gewisse imkerliche Arbeiten wie Honig schleudern, rühren und abfüllen sollen in einem sauberen, staub- und tierfreien Raum stattfinden. Nachvollziehbarerweise, denn niemand findet am Ende gerne Fusel, Fliegen oder Katzenhaare in seinem Honig. Da diese Anforderungen bei uns aktuell nur mit viel Aufwand umsetzbar sind und auch das Auslagern der Arbeiten in die Räumlichkeiten von Imkerfreunden keine Dauerlösung ist, soll also der Ausbau her. Aber das Leben im Dezember hatte andere Pläne und so räumten wir nicht die Werkstatt, sondern zwei Keller-/Lagerräume aus, bauten draußen Stege in der Einfahrt und stellten drinnen Pumpen, legten Schläuche und pumpten Wasser, dass uns Dank Dauer(stark)regen über Tage in die tiefer gelegenen Räume drückte. So beschränkten sich also die imkerlichen Tätigkeiten im Dezember zwischen Schnee, Eis und Wasser und dem Wasserdampf über den Tassen auf Abwarten und Tee trinken. Natürlich mit Honig. Zum Glück war nicht mal eine Varroabehandlung nötig, da diese im Spätsommer wohl effektiv genug war. PS: Da aus persönlichen Gründen die Imkerei für die nächsten zwei, drei Jahre zurückstecken muss, verabschiede ich mich hier (vorerst?) mit einem herzlichen Dankeschön an meinen bisherigen Sponsor Billbee! Es war mir ein Vergnügen :)
Erfahre mehr
Nov 2023

Pause im Winterwunderland

Da hat der November dieses Jahr doch tatsächlich gen Ende Schnee und so richtig Frost mitgebracht. Nicht nur, dass die Natur im weißen Winterkleid gleich viel heller und einladender aussieht. Aus imkerlicher Sicht freut mich diese Frostperiode besonders, weil sie den Bienen signalisiert, dass es Zeit ist, eine Brutpause einzulegen. Bienen, die nicht brüten, verbrauchen weniger Vorräte, da sie die Wintertraube nur noch auf Zimmertemperatur (20°C) und nicht auf Körpertemperatur (37°C) heizen müssen. Die Lebenserwartung der Bienen steigt, weil sie sich nicht bei der Brutpflege verausgaben müssen und die Vermehrung der Varroamilbe wird gestoppt. Zudem ist eine Restentmilbung im Winter, falls nötig, nur bei Brutfreiheit wirklich effektiv. Von daher freue ich mich sehr über einen ausgiebigen Besuch von Väterchen Frost. Auch wenn ich so öfter mal ein Flugloch freilegen und die Mäusegitter doppelt sorgfältig kontrollieren muss.
Erfahre mehr
Wir benützen Cookies um die Benutzerfreundlichkeit der Webseite zu erhöhen. Wenn du auf „Ich akzeptiere“ klickst, nehmen wir an, dass dir das recht ist. Du kannst natürlich später deine Cookie-Einstellungen jederzeit wieder ändern.