Ernst B.
Ernst B.
aus 3032 Eichgraben, Österreich
imkert seit 2016

Die demokratischen Entscheidungsprozesse der Bienen z.B. beim Schwärmen - es ist wie in unseren Monarchien - das Volk entscheidet, die Königin hat in Wirklichkeit nichts zu reden :)

Hallo! Ich bin Ernst

Ich betreue 21 Bienenstöcke seit 2016.
Über mich

Was gefällt dir an der Imkerei? Was sind die größten Herausforderungen beim Imkern?

Die Arbeit mit der Natur und diesen einzigartigen Lebewesen. Auch wenn gerade nichts zu tun ist, stelle ich mich zu den Bienenvölkern und beobachte ihr tun. Für mich ist es einfach eine Oase des Friedens.

Stell dich doch kurz vor! Wie bist du zur Imkerei gekommen? Seit wann imkerst du?

Ich habe 2016 den Imkergrundkurs in Wien absolviert und mit 3 Bienenvölkern sofort in biologisch kontrollierter Betriebsweise begonnen. Besonders dankbar bin ich noch heute für die, vom Kursleiter freiwillig abgehaltenen Praxisstunden an mehreren Wochenenden an seinem Bienenstand. Seither arbeite stetig an der Vermehrung meiner Bienenvölker, bilde mich laufend weiter und unterstütze auch aktiv Bienen-Forschungsprojekte wie z.B. "Zukunft Biene" von AGES. Ich habe bereits als kleiner Bub bei der Honigernte am Lungauer Bauernhof mitgeholfen und seit damals wollte ich immer schon selber Bienen halten. 2016 hab ich mir diesen Kindheitswunsch endlich erfüllt.

Interview

Welche ist die größte Herausforderung für ImkerInnen?

Der Umgang mit dem Bienensterben durch die Varroamilbe, den verstärkten Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, Verwendung von selbstbestäubenden Kulturpflanzen. Aber auch der Konkurrenzdruck der Imker.

Was lernen ImkerInnen genau?

Grundlagen der Bienenhaltung, Betriebsweisen, Gesunderhaltung der Bienen, Bienenkrankheiten, Anatomie der Biene, Bienenzucht, Bienenarten, Futtertrachten für Bienen, Lebenszyklus der Bienen, Unterschied Arbeiterin, Drohne, Königin. Ich habe einen Imker-Grundkurs in Wien besucht und anschließend mit 3 Völkern in Bio-Betriebsweise die Bienenhaltung begonnen. Seither habe ich zahlreiche Kurse besucht und konnte mittlerweile die Anzahl meiner Bienenvölker auf 21 erhöhen.

Wie hat sich deine Sicht auf die Natur geändert seit du ImkerIn bist?

Durch die Bienenhaltung betrachte ich viele Dinge im Umgang der Natur anders. War es früher der unkrautfreie Rasen, säe ich heute bewusst Trachtpflanzen für Bienen. Was früher ein Unkraut war, ist heute eine wertvolle Heilpflanze. Der Einsatz von Pestiziden ist Tabu, die Behandlung von Bienenvölkern erfolgt entsprechenden den Bestimmungen von ABG.

Wie nutzt du Vereine und wie ist der Zusammenhalt?

Durch den Beitritt zu einem Imkerverein, habe ich die Möglichkeit Förderungen zu erhalten z.B. Einsteiger-, Kleingeräteförderung. Leider sind meine Erfahrungen meines örtl. Imkervereins etwas getrübt, da ich lediglich als lästiger Konkurrent gesehen wurde, der als Bio-Imker nur den Honig teurer verkaufen möchte. Mittlerweile habe ich auf Grund eines weiteren Erlebnisses zu den Bienenfreunden im Wienerwald gewechselt und hoffe dort bald Anschluss zu finden.

Was kostet der Start in die Imkerei und was der laufende Betrieb?

Die Anfangsinvestitionen sind für Neueinsteiger recht hoch. Die Grundausstattung mit 3 Beuten inkl. Rähmchen, Mittelwänden und 3 Bienenvölkern kostet ca. 800-1.000 Euro, Die Grundausstattung für die Arbeitsmittel (Honigschleuder, Entdeckelungsgeschirr, Entdeckelungsgabel, Lagergefäße,...) kostet ca. 700,-Euro. Beim laufenden Betrieb sollte man danach trachten durch Königinnenzucht, Ableger, Kehrschwärme, eigenen Wachskreislauf, etc. den Aufwand so niedrig wie möglich zu halten. eine kostendeckende Betriebsführung ist sehr wichtig, daher ist auch auf einen angemessenen Honigpreis zu achten. Da ich 2 Bienenstände in ausreichender Entfernung habe, bilde ich ausreichende Ableger als Reserve oder für den Verkauf, lasse mit jüngster Brut Königinnen heranziehen. Die Königinnenzucht beginne ich aus Zeitgründen erst 2019.

Kannst bzw. möchtest du von der Imkerei leben?

Dzt. kann ich nicht von der Imkerei leben, es ist jedoch mittlerweile ein zuträglicher Nebenerwerb. Um von der Imkerei Leben zu können würde ich zumindest 400 Völker brauchen - und natürlich auch den Absatz. Alleine oder zu zweit ist das neben dem Hauptberuf für mich nicht machbar.

Es gibt die Sorge, dass die Honigbienen Wildbienen vertreiben. Wie siehst du das?

Es kann sein, dass die Honigbienen die Wildbienen verdrängen. Das liegt jedoch wohl eher an der Führung unserer Kulturpflanzen und den vermehrten Einsatz von Pestiziden. Ein Umdenken in der Landwirtschaft, aber auch im priv. Bereich ist aus meiner Sicht unumgänglich.

Ältere ImkerInnen sollen angeblich ungern ihr Wissen teilen. Was denkst du darüber?

Leider habe ich das selber auch erlebt. Neue Imker werden tlw. als Konkurrenten betrachtet, die stolz präsentierte Kreativität beim VIS verwunderte mich tlw. Der Konkurrenzkampf unter den Imkern ist leider tlw. groß. als Bio-Imker werde ich von ABG kontrolliert, führe meine Stockkarten, Behandlungen, Bestellungen, etc. ordentlich. Größere ausfälle sind ein Indikator für mich das ich etwas falsch mache und ändern muss damit es funktioniert.

Sind Bienen das anstrengendste oder betreuungsintensivste Haustier?

Also mein Schäferhund braucht mehr Zuwendung. Natürlich müssen die Bienenvölker betreut werden. Es sind Kontrollen und Arbeiten notwendig, allerdings lassen sich diese durch Kippkontrollen, ohne jedesmal das ganze Volk zu zerlegen im Rahmen halten.

Die Anzahl der ImkerInnen steigt. Die Anzahl der Bienenvölker nicht. Was ist deiner Meinung nach der Grund?

Es gibt viele junge Leute die sich nun Bienen halten, jedoch nur wenige Völker. Früher gab es auf jeden Bauernhof ein Bienenhaus mit mehreren Völkern. Es gibt auch nur noch wenige Erwerbsimker, die mit großen Preisdruck aus dem Ausland kämpfen müssen. Aus meiner Sicht ist die Förderung von regionalem Honig, hohe Qualität und ein angemessener Preis wichtig.

Was unterscheidet die neue Imkergeneration von der alten?

Es hat ein großes Umdenken stattgefunden. Die jungen Imker achten mehr auf biologische Bienenhaltung. Es gibt eine verstärkte Nachfrage nach Bildungsangeboten. Leider beobachte ich aber auch Imker, die gar keine Varroa-Behandlungen durchführen, da sie meinen den Bienen damit zu schaden.

Wie viel sollte ein Kilo Honig deiner Meinung nach kosten?

Der durchschnittliche Honigpreis ist viel zu niedrig und spiegelt nicht die aufgebrachte Arbeitsleistung der Imker wieder. Der Preis sollte aus meiner Sicht mind. 16,-/kg für konventionellen Honig betragen, für Bio-Honig 24,- Euro/kg

Gibt es ein Bienensterben oder nicht? Begründe bitte deine Meinung.

Aus meiner Sicht werden die Bienen immer weniger. Ohne uns Menschen haben Sie keine Chance gegen die Varroa, Pestizide und Kulturflächen, die keine Nahrung mehr liefern. Daher ist es umso wichtiger aktiv etwas für die Bienen zu tun.

Ist der/die ImkerIn der größte Feind der Bienen?

Ohne die Imker hätten es die Bienen schwer, alleine schon wegen der Varroa. Sicher gibt es Imker die Fehler machen, aber ich denke das ist die Minderheit. In der Imkerei gibt es ein großes Umdenken, viele Imker bilden sich fort und setzen auf bienengemäße Bienenhaltung.

Frage 3 ImkerInnen, bekomme 4 Antworten. Wieso ist das so in der Imkerei?

Weil jeder Imker seine eigenen Erfahrungen macht und diese auch anderen weitergeben möchte. Ich halte den Wissensaustausch der Imker untereinander für sehr wichtig. Auch ich konnte schon von mancher Geschichte anderer Imker profitieren.

Wie sieht sinnvoller Bienenschutz aus?

Bienengemäße Imkerei, Verzicht auf Pestizide, Verbesserung der Trachtangebote und Unterstützung der Forschung halte ich für wesentlich. Auch muss etwas für die Wildbienen getan werden. Auch verstärkte Bildungsmaßnahmen im Unterricht sind wichtig. Förderung von Gemeinden durch Kultivierung von Trachtflächen in den Grünbereichen in Kombination mit Informationen über die Bienen. Auch im priv. Bereich sollte eine Versiegelung der Grünflächen vermieden und Gärten mit großen Trachtangebot und Verzicht auf Pestizide stärker gefördert werden - z.B. mit Projekten wie "Natur im Garten".

Was empfiehlst du ImkerInnen, die neu beginnen?

Zuerst informieren, z.B. in einem Grundkurs und vor der Anschaffung von Bienenvölkern bei anderen Imkerei zuschauen, mitschnuppern, damit man eine Vorstellung des erforderlichen Arbeitsumfangs hat. Durch Angebote anderer Imker, bei den Arbeiten am Bienenstand mitzumachen. Nur durch die praktische Arbeit an den Bienenvölkern kann das erlernte Wissen auch umgesetzt werden. Aber auch der Besuch von Kursen mit Praxisbezug fördern die Praxiskenntnisse. Ja, ich tausche mich regelmäßig mit anderen Imkern aus. Das ist insbesondere wichtig bei der abgestimmten Behandlung gegen die Varroa. Falls es Imker gibt die einen Platz für Ihre Bienenvölker suchen, würde ich auch mein Grundstück zur Verfügung stellen.

Was denkst du über Hektar Nektar?

Ich finde es toll das es für Imker so eine große transparente und übersichtliche Plattform gibt. Ich würde mich freuen wenn es Erweiterungen gibt wie z.B. eine Börse für Standplätze. Es gab glaube ich schon einmal bei Hektar Nektar eine Börse für Flächen für Bienenvölker, dass vermisse ich nun. Ich würde z.B. mein Grünlandgrundstück gerne auch anderen imkern zur Verfügung stellen. Ebenso hilfreich wären z.B. Trachtflächen.

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