Andreas F. P.
Andreas F. P.
aus 8045 Graz, Österreich
imkert seit 2007

Die Biene kann ganz gut ohne den Menschen, aber der Mensch nicht ohne Bienen.

Hallo! Ich bin Andreas

Ich betreue 50 Bienenstöcke seit 2007.
Über mich

Was gefällt dir an der Imkerei? Was sind die größten Herausforderungen beim Imkern?

Als Imker hat man einen ganz anderen Blick auf den jahreszeitlichem Verlauf der Natur. Zudem betreue ich an der Steirischen Imkerschule die Besuche von Kindergärten und Schule, arbeite mit der Universität Graz im Forschungsbereich zusammen und zeichne im Naturerlebnispark Paulustor für die Bienenprojekte und das Grazer Stadtbienenprojekt verantwortlich. Linktipp ---> https://www.graz.at/bienen

Stell dich doch kurz vor! Wie bist du zur Imkerei gekommen? Seit wann imkerst du?

Erlernt... Ich stehe heute noch ab und zu vor einem Rätsel wenn ich in ein Bienenvolk schaue. Das Handwerk an sich habe ich bei einem erfahrenen Wanderlehrer erlernt. Dann habe ich an der Steirischen Imkerschule die Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter (Bienenwirtschaft) absolviert und den Imkermeister drangehängt. Heutzutage begleite ich gerne JungimkerInnen auf ihren ersten Schritten. 2007 verstarb unerwartet ein Nachbar. Niemand wollte seine drei Bienenvölker übernehmen. Also hab ich Wochenendkurse eines Wanderlehrers im Dorfgasthaus besucht und die drei Völker übernommen. Nachdem mir die Imkerei liegt und ich es ein wenig genauer wissen wollte, hab ich in die Ausbildungen zum landwirtschaftlichen Facharbeiter (Bienenwirtschaft) und zum Imkermeister investiert.

Interview

Welche ist die größte Herausforderung für ImkerInnen?

Die Gratwanderung zwischen Ertrag, Umweltbedingungen, möglichst schonendem Umgang mit den Mädels und der Verhinderung des Schwarmtriebs. Da sind jahrzehntelange Erfahrungswerte nötig und Literatur hilft nur eingeschränkt

Was lernen ImkerInnen genau?

Imker lernen das Handwerk: von Beuten- und Gerätekunde über die Grundlagen der Lebensmittelhygiene bis zur Volksentwicklung und der Bestimmung von Trachtpflanzen - und viele viele andere Sachen, die in der Imkerei wichtig sind. Bei mir war es so: 2007 verstarb unerwartet ein Nachbar. Niemand wollte seine drei Bienenvölker übernehmen. Also hab ich Wochenendkurse eines Wanderlehrers im Dorfgasthaus besucht und die drei Völker übernommen. Nachdem mir die Imkerei liegt und ich es ein wenig genauer wissen wollte, hab ich in die Ausbildungen zum landwirtschaftlichen Facharbeiter (Bienenwirtschaft) und zum Imkermeister investiert.

Wie hat sich deine Sicht auf die Natur geändert seit du ImkerIn bist?

Als Imker hat man einen ganz anderen Blick auf die Natur und ihre jahreszeitliche Entwicklung. DIes ist auch für den Imker wichtig, da man nur mit der Natur imkern kann. Entwicklungen der Natur - zB die Obstblüte - richtig zu deuten ist für den Imker wichtig.

Wie nutzt du Vereine und wie ist der Zusammenhalt?

Vereine nutze ich zum Informationsaustausch. Zudem haben sich da schon etliche Freundschaften ergeben. Auch übernehme ich im Verein Anfragen von Jungimkern und Interessenten und vermittle bei Bedarf Standplätze für Bienenstände.

Was kostet der Start in die Imkerei und was der laufende Betrieb?

Ich rate Neueinsteigern mit 2.000,00 Euro für den Einstieg zu rechenen. Schön, wenn es nur 1.500,00 Euro werden, aber meist reicht das nicht. Der laufende Betrieb sollte sich nach spätestens drei Jahren von selbst tragen und nach fünf Jahren sollte die Imkerei auch Ertrag abwerfen.

Kannst bzw. möchtest du von der Imkerei leben?

Nein, die Imkerei ist in meiner Betriebsgröße ein nettes Zubrot, aber leben kann ich davon nicht. Wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern sollten, kann ich mir durchaus vorstellen, eine Erwerbsimkerei zu führen.

Es gibt die Sorge, dass die Honigbienen Wildbienen vertreiben. Wie siehst du das?

Die Wildbienen, die kleinen Krabbelkäfer, die Libellen... haben ein ernsthaftes Problem durch Monokulturen, Pestizideinsatz etc. Die Honigbiene hat wenigsens eine Lobby - nämlich die Imker. Dies hilft auch den Wildbienen.

Ältere ImkerInnen sollen angeblich ungern ihr Wissen teilen. Was denkst du darüber?

Wer streut diese Gerüchte? Frag vier Imker und du kriegst fünf Meinungen. Klar ist Neid und Missgunst in Österreich weit verbreitet und es gibt auch Hilfestellungen die genau das Gegenteil sind. Mit der nötigen Portion Eigenverantwortung, Internetrecherche und logischem Hausverstand sind solche Falschinformationen schnell entlarvt.

Sind Bienen das anstrengendste oder betreuungsintensivste Haustier?

Nein, Bienen sind weniger Betreuungsintensiv als klassische Haustiere wie Hund, Katze oder Pferd. Zudem kann man sich die Arbeit an den Bienen ganz gut einteilen. Nur die Zucht ist ein echtes Termingeschäft. Von Nachteil ist zumeist die Abhängigkeit vom Wetter.

Die Anzahl der ImkerInnen steigt. Die Anzahl der Bienenvölker nicht. Was ist deiner Meinung nach der Grund?

Imkerei ist derzeit en vouge - trendy - chic. Das ist eine Modeerscheinung, die den Bienen nicht unbedingt nützt. Die Erfahrung zeigt, dass gut 50% der jetzigen Jungimker in drei Jahren nicht mehr imkern. Die restliche Hälfte setzt sich sehr intensiv mit der Thematik auseinander, baut im Regelfall auf 15 - 20 Völker im Nebenerwerb aus und imkert verantwortungsvoll und zuverlässig.

Was unterscheidet die neue Imkergeneration von der alten?

Da treffen Welten aufeinander: die alte Generation ist eher beratungsresistent. 'Das hab ich schon immer so gemacht' ist das Hauptargument. Bei den Jungimkern sieht die Sache meist anders aus: alles wird hinterfragt, jeder Stein umgedreht und die für sich passende Betriebsweise gefunden.

Wie viel sollte ein Kilo Honig deiner Meinung nach kosten?

Honig ist an sich unbezahlbar. Für einen Kilo Honig werden mindestens drei Kilogramm Nektar eingetragen. Die Flugstrecke dafür beträgt 100.000 Kilometer. Da sind 15 Euro für's Kilogramm noch viel zu wenig.

Gibt es ein Bienensterben oder nicht? Begründe bitte deine Meinung.

Es gibt kein Bienensterben - sondern schlecht ausgebildete Imker die nicht wissen, welche Parameter sie im Blick haben müssen. Wenn ich nicht so genau weiß was ich tue, dann ist es nicht verwunderlich, wenn etwas nicht wie erwartet funktioniert.

Ist der/die ImkerIn der größte Feind der Bienen?

Ich sag da eher: das Problem steht hinter dem Bienenstock. Beide Aussagen treffen die Realität recht gut: schlecht ausgebildete Imker die nochdazu von sich selbst sehr überzeugt sind - genau das ist die Mischung, warum es teils massive Winterverluste gibt.

Frage 3 ImkerInnen, bekomme 4 Antworten. Wieso ist das so in der Imkerei?

Ich weiß, dass ich die Weisheit nicht mit dem Löffel gefressen habe. Von daher hab ich kein Problem andere Meinunge zuzulassen, mich kritisch damit auseiander zu setzen und gegebenenfalls die eine oder andere Idee in meine Betriebsweise und meine Betrachtungen zu übernehmen.

Wie sieht sinnvoller Bienenschutz aus?

Wenn jeder schaut dass am Balkon, auf der Terrasse oder im Garten Blühpflanzen wachsen nutzt das nichtnur der Honigbiene sondern allen bestäubenden Insekten. Die Verwendung von Pestiziden geht zumindest im Privatbereich in den letzten Jahre ja deutlich zurück. Städte, Gemeinden und Privatpersonen tun schon sehr viel für die Bienen: jeder schaut dass am Balkon, auf der Terrasse oder im Garten Blühpflanzen wachsen; die sind ja schön. Das nutzt nichtnur der Honigbiene sondern allen bestäubenden Insekten.

Was empfiehlst du ImkerInnen, die neu beginnen?

Ein Budget von 2.000,00 Euro für den Start. Vernünftiges Material kostet Geld. Wer mit gebrauchtem Material beginnt und keine Ahnung hat was er da eigentlich kriegt - woher soll man das Wissen auch haben - wird schnell die Freude an der Imkerei verlieren. Ich selbst arbeite immer wieder in anderen Imkereibetrieben mit. So hinterfrage ich plötzlich Arbeitsweisen, weil ich im Fremdbetrieb teils ganz andere Herangehensweisen an Problemstellungen sehe. Und das ist nur gut so. Jedes Jahr begleite ich einige Jungimker auf ihren ersten Schritten. Gerne stehe ich ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Daraus entwickeln sich immer wieder Freundschaften - und die halten teilweise schon seit über einem Jahrzehnt. Ich helfe JungimkerInnen bei ihren ersten Schritten in der Imkerei. Dazu gehört auch, von meinen Völkern Ableger für meinen Schützling zu bilden. Zudem züchte ich Königinnen die ich zumeist im eigenen Betrieb verwende.

Was denkst du über Hektar Nektar?

Gutes Maketing für die Bienenhaltung und die Imkerei. Bedauerlich, dass bislang ein Bereich zum Verkauf von Bienenprodukten völlig fehlt. Warum soll hier der Konsument nicht regionalen Honig oder andere Bienenprodukte kaufen können? Die Plattform dafür wäre ja schon vorhanden. Bedauerlich, dass bislang ein Bereich zum Verkauf von Bienenprodukten völlig fehlt. Warum soll hier der Konsument nicht regionalen Honig oder andere Bienenprodukte kaufen können? Die Plattform dafür wäre ja schon vorhanden.

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