Klimawandel: Gefahr für Wild- und Honigbienen

Dass der Klimawandel längst Realität ist, leugnet mittlerweile fast niemand mehr. Auch Mitteleuropa ist immer öfter mit Wetterextremen konfrontiert. Milde Winter, heiße Sommer, Trockenheit, Starkregen, Unwetter. Das alles ist nicht nur besorgniserregend, sondern hat auch ganz konkrete Auswirkungen auf unsere Bienen, auf Wildbienen wie Honigbienen. Durch den Klimawandel verlängert sich etwa die Vegetationsperiode. Die höheren Temperaturen im Spätwinter und Frühling führen dazu, dass es bei vielen Pflanzen zu einer früheren Blüte kommt. Doch die Abläufe in der Natur sind genau getimed: Wenn die Abstimmung zwischen den Lebenszyklen von Bestäubern und die Blühphasen von Pflanzen aus den Fugen gerät, kann das für Bienen und für Pflanzen gravierende Folgen haben. Die Bestäubung fällt aus, die Bienen finden keine Nahrung und können sich in Folge nicht vermehren. Aus einer Studie der Universität Würzburg geht hervor, dass bereits eine Verschiebung von drei bis sechs Tagen ausreichen kann, um Bienen in Bedrängnis zu bringen.*
Wetterextreme führen zu Nahrungsmangel
Die immer häufiger auftretenden Wetterextreme lassen die Blühphasen etlicher Pflanzen zeitgleich auftreten, wodurch es kurzfristig zu einem Nahrungsüberangebot für Bienen kommt, das aber nach der Tracht in Nahrungsmangel mündet. Zu milde Winter können dazu führen, dass Honigbienen ihre Wintertraube zu früh öffnen und ihre ersten Ausflüge unternehmen, ohne ein ausreichendes Nahrungsangebot vorzufinden. Das kostet das Volk viel Kraft, was am Ende zum Verhungern führen kann – selbst wenn Imker*innen mit Zufüttern entgegenwirken. Zu warme Wetterperioden im Winter führen dazu, dass Honigbienen auch in den Wintermonaten ihre Brut pflegen. Um eine konstante Temperatur von 35 Grad für das Brutnest zu halten, benötigen die Bienen viel Energie und damit Futter. Ein geschwächtes Volk ist anfälliger für Bienenkrankheiten und wächst nicht im nötigen Ausmaß.
Wildbienen auf Futtersuche
Auch bei vielen Wildbienen führt die Veränderung der Vegetationsperiode zu Nahrungsproblemen. Mehr als 700 Wildbienenarten leben in Österreich, rund 550 in Deutschland. Die meisten davon solitär, das heißt, sie bilden keinen Staat, sondern jedes Bienenweibchen legt ihre Nester an und zieht ihre Nachkommen allein auf. Ihre kurze Lebensspanne ist davon bestimmt, ihre Brut aufzuziehen und sie mit ausreichend Vorräten fürs Bienenleben auszustatten. Dafür brauchen sie Blütenpollen, die sie oft nur auf bestimmten Pflanzen finden. Wenn nun die Blühphase dieser Pflanzen nicht mehr mit dem Schlupf der Bienen in Einklang steht, wird es für die Insekten eng.
Kein Waldhonig bei Starkregen
Im Frühling und im Sommer klimatisieren Honigbienen ihren Bienenstock mit Wasser. Wenn nun die Sommer immer trockener und heißer werden, reicht das Tauwasser nicht mehr aus, um den Bienenstock konstant kühl zu halten. Imker*innen unterstützen ihre Bienen, indem sie Bienentränken zur Verfügung stellen. Starkregenereignisse, die sich in den letzten Jahren immer mehr häufen, haben Auswirkungen auf die Produktion von Waldhonig. Bienen produzieren Waldhonig aus Honigtau. Honigtau wird von Pflanzenläusen ausgeschieden, die sich von verschiedenen Pflanzensäften ernähren. Bei Starkregen werden diese Pflanzenläuse von den Bäumen gewaschen und können keinen Honigtau zur Verfügung stellen.
Honigernte unterdurchschnittlich
2021 ist bisher ein ausgesprochen unglückliches Bienenjahr. Im Frühling war es zu lange zu kalt und zu nass, die Königinnen wurden nicht begattet und die Völker konnten daher nicht zur üblichen Zeit wachsen. Mit Ende Juni kam es zu den ersten Hitzewellen des Sommers – für den Bienentransport keine geeigneten Bedingungen. Auch die Honigernte fiel heuer durchmischt aus, in vielen Gegenden wurde aufgrund der niedrigen Temperaturen vor allem die erste Tracht des Jahres nicht eingetragen.
Förderung der lokalen Imkerei unerlässlich
In Österreich werden durchschnittlich 4.000 bis 6.500 Tonnen Honig pro Jahr geerntet. Das entspricht etwa der Hälfte des heimischen Konsums. Um den inländischen Bedarf zu decken, sind entsprechende Importe nötig. Die Förderung der lokalen Imkerei ist daher unerlässlich, wenn es einerseits um die Bestäubungsleistung geht und andererseits, um die Einfuhr von oft minderwertigem, gepanschtem Honig zu verringern. Weniger Importe bedeuten weniger CO2-Emissionen und damit ist der Ausbau der inländischen Honigproduktion auch ein Beitrag zum Klimaschutz.
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