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Brace yourselves, CSRD is coming! – Was Unternehmen schon heute beachten sollten

by Jola von Hektar Nektar
Mittwoch, 19. April 2023, 00:00

Bald wird mit der sogenannten Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) eine umfassende CSR-Berichtspflicht für eine größere Gruppe an Unternehmen schlagend. Sie werden stufenweise dazu verpflichtet, in ihren Nachhaltigkeitsberichten relevante Daten, Umsätze und Investitionen anhand klarer Vorgaben offenzulegen. Zusätzlich müssen sie diese auch extern prüfen lassen. Doch was genau verbirgt sich hinter der CSRD und was gilt es, schon heute zu beachten? Wir haben bei Georg Rogl, Leiter der Climate Change and Sustainability Services, EY Österreich, nachgefragt.

Hektar Nektar: Laut einem Artikel der „Wiener Zeitung“ steigt die Anzahl der  berichtspflichtigen Betriebe innerhalb der EU von 11.000 auf 49.000. Welche Unternehmen sind ab wann konkret von der neuen CSRD betroffen?

Rogl: Von der aktuellen Berichtspflicht sind generell große und börsennotierte Unternehmen als auch Banken und Versicherungen per Definition betroffen, welche mehr als 500 Mitarbeitende haben. Das betrifft etwa 80 bis 85 Unternehmen in Österreich. Diese Unternehmensgruppe trifft die CSRD bereits ab 2024. Ab 2025 wird der Kreis noch größer, dann fallen zusätzlich alle großen Kapitalgesellschaften in die regulatorischen Anforderungen gemäß CSRD, die bisher nicht zur Offenlegung der nichtfinanziellen Informationen verpflichtet waren. „Groß“ ist ein Unternehmen übrigens dann, wenn zwei der drei folgenden Kriterien zutreffen bzw. übertroffen werden: 250 Mitarbeitende, eine Bilanzsumme von 20 Mio. Euro und/oder ein Nettoumsatz von 40 Mio. Euro. Damit steigt die Zahl der betroffenen Unternehmen massiv an und wird wohl ein- bis zweitausend Unternehmen in Österreich betreffen.

Hektar Nektar: Was genau müssen CSRD-pflichtige Unternehmen ab dem jeweiligen Stichtag berichten?

Rogl: Bei der CSRD gibt es allgemeine Offenlegungspflichten, die von allen Unternehmen berichtet werden müssen. Dazu zählt etwa die Beschreibung der nachhaltigkeitsbezogenen Auswirkungen, ESG-Risiken und -Chancen, Governance, Strategie, Geschäftsmodell u.a.. Das Kernstück ist jedoch die Berichterstattung zu ESG-Themen (wie Klimaberichterstattung, Arbeitssicherheit etc.), die je nach Unternehmenskontext individuell auf Basis einer Wesentlichkeitsanalyse bestimmt werden.

In den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) ist eine Bandbreite von potenziellen Themen gelistet. Für diese muss das Unternehmen dann den sogenannten Due-Diligence-Prozess anwenden, also die Auswirkungen der jeweiligen Themen verringern, Maßnahmen überlegen, Ziele festlegen, Verantwortlichkeiten bestimmen, eine Policy aufsetzen sowie die Performance des Unternehmens betreffend der festgelegten Themen bzw. Indikatoren messen. Angaben zu den konkreten Offenlegungspflichten des jeweiligen Themas sind in den ESRS vorgegeben.

Darüber hinaus müssen auch die Verpflichtungen aus der EU-Taxonomie offengelegt werden. Dabei müssen die Unternehmen drei Indikatoren in dem Nachhaltigkeitsbericht aufnehmen: Den Anteil des grünen Umsatzes gemessen am Gesamtumsatz, den Anteil grüner Investitionen an den gesamten Investitionen und den Anteil grüner operativer Kosten von einem definierten Teil der operativen Kosten.

Hektar Nektar: Man fühlt sich ein wenig zurückversetzt in die Zeit, als die DSGVO bevorstand: Es ist den Firmen mehr oder weniger bewusst, aber so richtig damit befassen will sich noch keiner. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Rogl: Es gibt mehrere Gründe, weswegen sich einige Unternehmen nur zögerlich mit der Umsetzung der CSRD befassen. Manche unterschätzen sicherlich den Aufwand und schieben das Thema auf die lange Bank. Unternehmen, die sich schon mit der CSRD auseinandergesetzt haben, wissen um die neuen Herausforderungen und zögern zum Teil gerade deswegen: Sie wissen, dass hinter der Berichterstattung unzählige Prozesse zur Datenerhebung und der Berichtserstellung liegen, die den Aufbau von Wissen sowie die Besetzung neuer Stellen bedürfen. Ich würde aber nicht allgemein sagen, dass sich noch keiner so recht damit befassen will. Es gibt durchaus schon vielen Organisationen, die mit der Umsetzung begonnen haben.

Hektar Nektar: Warum ist es sinnvoll, dass sich Unternehmen schon heute mit der CSRD auseinandersetzen und was können sie tun, um auf den Tag X bestmöglich vorbereitet zu sein?

Rogl: Die CSRD mit den Vorgaben aus den ESRS lassen sich nicht von heute auf morgen umsetzen, daher ist ein früher Start unabdingbar. Alle Informationen müssen prüffähig vorliegen und das bereits für die Jahre 2024 bzw. 2025. Das heißt beispielsweise: Wenn man für das Jahr 2024 bereits eine gute Struktur für die Datenerhebung haben will, muss man eigentlich bis Ende 2023 den Prozess festgelegt haben.

Der erste wichtige Schritt ist sicher die Wesentlichkeitsanalyse, da das Ergebnis daraus die Themen und letztlich auch die Indikatoren für die weitere Berichterstattung festlegt. Weiters braucht es eine gute interne Organisation mit Strukturen zur internen Entscheidungsfindung als auch zur operativen Umsetzung (von der Themenentwicklung mit Maßnahmen bis zur Datenerhebung). Auch die Datenerhebung ist ein entscheidender Faktor, da dieser Prozess meist sehr viele Ressourcen bindet. Diesen Prozess effizient und effektiv aufzubauen, idealerweise IT-unterstützt, ist mittel- und langfristig ein Schlüsselfaktor. Hilfreich ist sicher auch, zu Beginn eine CSRD-Gap-Analyse vorzunehmen, da die Unternehmen im Normalfall nicht bei null starten und man dadurch ein gutes Gefühl bekommt, was an Aufwand noch erforderlich ist. Zudem empfehlen wir Unternehmen, sich bereits vor der Prüfpflicht einer freiwilligen Prüfung zu unterziehen. Das ermöglicht Unternehmen, sich vorzubereiten und verhindert „böse Überraschungen“. 

Hektar Nektar: Kann die CSRD Ihrer Meinung nach das Greenwashing beenden oder zumindest eindämmen?

Rogl: Die CSRD ist meiner Meinung nach auf jeden Fall ein Instrument, mit dem Greenwashing deutlich eingedämmt wird. Eine selektive Berichterstattung mit eigens kreierten Kennzahlen ist nicht mehr möglich. Mit der CSRD wird eine neue Transparenz der nicht-finanziellen Informationen und Kennzahlen sichergestellt, die Branchenvergleiche ermöglicht und Entwicklungen aufzeigt. Das erschwert Greenwashing deutlich.

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